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Ein eigenes Domizil ist bezogen, der Arbeitsplan steht, jetzt will Wolfgang Sichermann, der Geschäftsführer des neu gegründeten Deutschen Maritimen Zentrums (DMZ), richtig loslegen und vor allem Zukunftsthemen voranbringen

Wie ist die Resonanz auf das DMZ in den ersten Wochen?

Wolfgang Sichermann: Ich treffe auf[ds_preview] großes Interesse und sehr klar formulierte Erwartungen. Die Idee für ein Deutsches Maritimes Zentrum ist seit mehr als zwei Jahren im Orbit, insofern warten alle darauf, dass es endlich losgeht. Es gibt aber durchaus auch unterschiedliche Begehrlichkeiten.

Die sie alle erfüllen wollen?

Sichermann: Wir sind kein weiterer Verband, auch keine eigenständig agierende Forschungseinrichtung, eher eine Denkfabrik und Koordinierungszentrum. Wir wollen für die gesamte maritime Wirtschaft Interessen bündeln, Forschung zu Themen initiieren, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu erhöhen. Das ist der gemeinsame Nenner zwischen allen Beteiligten. Die Aufgabe ist es jetzt, die verschiedenen Bedürfnisse aufzunehmen und von unserer Seite ein Angebot zu formulieren.

Es gibt ja durchaus viele andere Einrichtungen …

Sichermann: Ja, die gibt es, und alle haben ihre Berechtigung. Wir als länderübergreifende Einrichtung wollen, bei übergeordneten und für die gesamte Branche relevanten Themen klären, wie wir beispielsweise bei der Reduktion von Emissionen oder der Veränderung von Antriebssystemen, aber auch hinsichtlich der Frage nach effizienteren Logistikketten gemeinsam agieren können. Dies soll allen zugutekommen. Da werden wir uns auch mit anderen Institutionen abstimmen, damit keine Doppelarbeit gemacht wird.

Wirkt das DMZ nur nach innen, in die Wirtschaft hinein, oder auch nach außen, als eine Interessenvertretung gegenüber der Politik zum Beispiel?

Sichermann: Zu unseren Mitgliedern zählen der Bund, die Küstenländer und die Spitzenverbände der maritimen Wirtschaft. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Dinge zu ermöglichen, unter anderem auch für die richtigen Rahmenbedingungen zu sorgen, sowohl national als auch auf der europäischen Bühne. Es geht etwa darum, gegenüber der EU mit einer Stimme zu sprechen. Auch da wollen wir die Bedürfnisse und Ziele artikulieren, andere Länder machen uns vor, wie es geht. Da könnten wir künftig ins Spiel kommen. Auch national können wir die öffentliche Wahrnehmung der maritimen Wirtschaft und ihrer Bedeutung noch verstärken.

Wird das DMZ also auch in einem europäischen Kontext aktiv?

Sichermann: Ja, zunächst wollen wir uns um das Europäische Forschungsrahmenprogramm kümmern. Wir werden uns auch mit internationalen Regularien beschäftigen, etwa im Hinblick auf Vorschriften für neue Technologien.

Wie weit reicht Ihr Arbeitsplan?

Sichermann: Bis zum Ende des zugesagten Förderzeitraums, also bis Ende kommenden Jahres. Es gibt natürlich eine Vielzahl von Interessen und Projekt­ideen: eine lange Liste von möglichen Projekten. Wir starten mit einem Forum auf der SMM, wo sich Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit ihrer aktuellen maritimen Forschung präsentieren und mit der Branche austauschen können. Wir planen eine Veranstaltung im Herbst in Berlin, wo es um Emissionen, Kraftstoffe und Antriebstechnologien gehen wird. Dort sollen viele der relevanten Akteure zusammenkommen und sich austauschen. Auch darüber, an welchen Stellen es noch klemmt.

Was sind denn Ihre großen Themen?

Sichermann: Neben den bereits genannten, wie Umbau der Antriebstechnologien und Mitgestaltung europäischer Förderprogramme wird es auch um Datenvernetzung oder autonome Schifffahrt und die Finanzierung dieser Veränderungen gehen. Das grundlegende Ziel lautet, das Meer als Lebensraum zu erhalten, um es ökonomisch nutzen zu können.

Mit wie vielen Mitarbeitern können Sie sich an die Arbeit machen?

Sichermann: Momentan sind wir zu viert, werden aber gerade für die beschriebenen Handlungsfelder noch Leute einstellen. Bis Ende 2019 sollen es 16 Personen sein.

Ende 2019 läuft die Förderung zunächst aus – was kommt danach?

Sichermann: Die Idee des DMZ ist langfristig angelegt. Die jetzige Phase heißt Aufbauphase. Jedoch müssen wir uns beweisen und der Politik Argumente liefern, diese Einrichtung fortzuführen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird.

Interview: Krischan Förster