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In Bezug auf die Tonnage ist das Panama-Register mit großem Abstand führend. Anderen Flaggenstaaten ist es in der[ds_preview] Vergangenheit jedoch gelungen, den Rückstand zu verkleinern. Welche Strategie verfolgen Sie, um die Spitzenposition zu verteidigen?

Fernando Solorzano: Wir optimieren ständig unsere Positionierungsstrategie, um neue, aufstrebende, nicht-traditionelle Märkte zu erschließen und die Handelsflotte zu diversifizieren. Dafür haben wir einige Initiativen eingeführt, darunter das Global Office Network, das rund um die Uhr erreichbar ist. Ein wichtiger Aspekt ist auch unser Abkommen mit der Volksrepublik China. Reeder und Charterer erhalten hier Vorzugspreise durch Steuersenkungen und werden in chinesischen Häfen bevorzugt behandelt. Dies beinhaltet die Anerkennung der Staatsangehörigkeitsbescheinigungen, gültiger Tonnagezertifikate und anderer Schiffspapiere. Ende 2017 ist darüber hinaus das Schiffsfinanzierungsgesetz in Kraft getreten, das unter anderem das Interesse von Investoren wecken soll, in den Bau von Schiffen, den Bau und die Reparatur von Containern, oder auch die Installation von Windparks zu investieren.

Viele Schiffe in ihrem Register sind große Tanker und Bulker asiatischer Reeder. Im Vergleich zu Ihren schärfsten Wettbewerbern sind die Einheiten unter Panama-Flagge im Durchschnitt verhältnismäßig alt. Wie wollen Sie die Flotte verjüngen?

Solorzano: Das Durchschnittsalter beträgt aktuell rund 17 Jahre. In Bezug auf Aufträge und Flaggensuche von Schiffen, die von 2018 bis 2021 in Fahrt kommen, sind wir derzeit eines der bevorzugten Register. Darüber hinaus sind jüngst bereits einige Neubauten von Handelsschiffen in Fahrt gekommen, was sich günstig auf das Alter auswirkt. Als positiv für die Erweiterung unserer Tonnage erweist sich zudem unsere Umweltstrategie, die mit den jüngsten Vorschriften der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) übereinstimmt. Wir gewähren unseren Kunden verschiedene Rabatte: um bis zu 15% reduziert sich beispielsweise der Preis bei guten Ergebnissen bei Hafenstaatkontrollen, zudem gibt es Sonderrabatte für die Reduzierung der Luftverschmutzung und den Schutz der Meere (Ecoship und Greenship).

Laufen alle Prozesse beim Panama-Register mittlerweile digital ab?

Solorzano: Die Ausstellung gesetzlich vorgeschriebener Zertifikate erfolgt papierlos. Zusätzlich gibt es eine elektronische Plattform für die Beschaffung von Informationen über elektronische Zertifikate mittels einer Datenübertragung im XML-Format. Dies beinhaltet beispielsweise Bunkerzertifikate, Wrackentfernungszertifikate, Haftungsbescheinigungen im Fall von Passagierschäden, Zivilhaftungen bei Ölverschmutzungsschäden, sowie internationale Ballastwasser-Managament-Zertifikate.

Das Ballastwasserübereinkommen tritt demnächst in Kraft, zudem soll bis 2020 der Schwefelausstoß reduziert werden. Deshalb droht älteren Einheiten die Verschrottung. Befürchten Sie ein Schrumpfen Ihrer Flotte?

Solorzano: Das Schwefellimit ist eine globale Vorschrift und gilt daher für alle Flaggenstaaten, die Einhaltung muss von allen Hafenstaatkontrollen überprüft werden. Sicher wird es Reedereien geben, die aufgrund des Alters ihrer Flotte gezwungen sein werden, in die notwendige Technologie oder den Einsatz der neuen schwefelarmen Kraftstoffe zu investieren. Auf lange Sicht ist dies möglicherweise nicht der profitabelste Weg, wenn wir die operativen Kosten mit den Vorteilen der Umrüstung vergleichen.

Welches sind Ihre Ziele für den deutschen Markt?

Solorzano: Der deutsche Markt ist zweifelsohne wichtig. Wir pflegen ständige Kontakte zu Unternehmen, die bereits Teil unserer Handelsmarine sind, oder zu potenziellen Kunden. Unser Private Marine Consulate in Hamburg nimmt dabei eine wichtige Funktion ein. Es unterstützt die Reeder bei Schiffsregistrierungsverfahren, Ausstellung von technischen Zertifikaten, allgemeinen Anfragen bezüglich des Betriebs von Schiffen, Fragen bei der Wahl gängiger Klassifikationsgesellschaften sowie bei Kosten und Rabatten von uns angebotener Leistungen. Die Gespräche dienen auch dazu, Rückmeldung und Vorschläge zu bekommen.
Interview: Thomas Wägener