Frank Horch
Senator Frank Horch (Foto: Senat Hamburg)
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Frank Horch gibt sein Amt als Wirtschaftssenator in Hamburg auf. Das Privatleben sei nicht länger mit dem Amt vereinbar, begründete der 70-jährige seine Entscheidung.

»Nach einem längeren Abwägungsprozess habe ich mich entschieden, bis zum Ende des Jahres aus dem Senat auszusche[ds_preview]iden. Man sagt ja, aufhören soll man, wenn es am schönsten ist. Und jetzt ist der Zeitpunkt da, zu erkennen, dass mein Privatleben nicht länger mit dem Amt vereinbar ist«, so Horch in einem Statement.

Der Spagat zwischen familiärer Verpflichtung und Beruf sei inzwischen so intensiv, dass es für ihn nicht mehr leistbar sein werde. Das »maritime Urgestein« bezeichnete den Schritt zudem als »ausschließlich persönliche Entscheidung«, die ihm gewiss nicht leicht gefallen sei, die aber genauso unumkehrbar sei. Horch hat Bürgermeister Tschentscher gebeten, ihn spätestens zum Jahresende von seinen Aufgaben zu entbinden. Ein Nachfolger ist noch nicht bekannt. Als letzten größeren Erfolg – nach jahrelangen Debatten und Gerichtsprozessen – dürfte der parteilose Politiker das Baurecht für die Elbvertiefung verbuchen, für die er immer wieder intensiv gekämpft hatte.

Weitere Auszüge aus dem Statement:

  • »Sie wissen alle, ich bin gern Senator und ich arbeite gern für diese Stadt. Es war und ist mir immer eine Ehre gewesen, für Hamburg etwas zu erreichen und meine Erfahrung und Arbeitskraft in ihren Dienst zu stellen.«
  • »Der Standort Hamburg liegt mir ungemein am Herzen. Ich denke, es ist viel passiert in den vergangenen Jahren, so dass ich ein gut bestelltes Feld hinterlassen kann, auf das sich bauen lässt.«
  • »Das war mir möglich, weil ich getragen wurde von einer Behörde mit ungemein loyalen und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und von Fraktionen, die mich unterstützt haben, auch wenn ich kein Parteibuch und als Quereinsteiger auch keine lange politische Erfahrung hatte.«
  • »Ebenso haben mich meine Kolleginnen und Kollegen im Senat und die beiden Ersten Bürgermeister sehr unterstützt und ich denke, wir haben in diesen Jahren ganz außergewöhnlich gut zusammengearbeitet. Dafür bin ich sehr dankbar.«
  • »Ich habe viel gelernt. Die letzten fast acht Jahre haben mich sehr bereichert.«
  • »Ich habe dem Ersten Bürgermeister meine Entscheidung Anfang der Woche mitgeteilt. Selbstverständlich stehe ich zur Verfügung, bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden ist.«

Reaktionen

Bürgermeister Peter Tschentscher sagte: »Ich habe die Entscheidung von Frank Horch mit großem Bedauern, aber auch mit Verständnis aufgenommen.« Horch habe sein Amt über mehr als sieben Jahre mit großem Einsatz und Erfolg ausgeführt. Seine langjährige Erfahrung in der Wirtschaft und in anderen wichtigen Aufgaben wie als Präses der Handelskammer, seine gute Vernetzung in der Wirtschaft, seine Integrität und durchsetzungsstarke Persönlichkeit hätten dem Senat sehr geholfen.

Der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH), dessen Präsident Gunther Bonz in der Vergangenheit nicht mit Kritik an der Senatspolitik gespart hatte, teilte mit: »Die Hamburger Hafenwirtschaft dankt Senator Frank Horch für seinen jahrelangen politischen Einsatz als Präses der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Senator Horch hat mit der Amtsübernahme Anfang 2011 maßgeblich den wirtschaftspolitischen Richtungswechsel eingeleitet und den Hafen als Wirtschaftsmotor Hamburgs gefördert. Besonderer Dank gilt seinem unermüdlichen Engagement für eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte, die Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe, mit dessen Umsetzung in Kürze begonnen werden kann. Mit der Neubesetzung dieses wichtigen Amtes muss der großen Herausforderung einer geordneten Verkehrspolitik weiter begegnet und die Zukunftssicherung des Hamburger Hafens verstärkt werden.«

André Trepoll, Vorsitzender der Hamburger CDU-Fraktion wünschte Horch »und vor allem auch seiner Frau« alles Gute. Er dankte ihm »trotz vieler politischer Differenzen« für seine Arbeit. »Es ist ein Zeichen menschlicher Größe, dass er die Gesundheit seiner Frau über das Regierungsamt stellt«, so der Oppositionspolitiker. Losgelöst davon stehe jedoch fest, dass die Hamburger Wirtschaft schon seit längerem nicht die politischen Impulse bekommt, die sie benötige: »Der schwächelnde Hafen, mangelnde Konzepte für die Digitalisierung und Dauerstau werden das schwierige Erbe für Horchs Nachfolger als Wirtschafts- und Verkehrssenator sein. Es braucht nun eine starke, hanseatische und gut vernetzte Persönlichkeit, die diese Probleme engagiert angeht. Was Hamburg also braucht, ist einen Persönlichkeit mit hohem Wirtschaftssachverstand und nicht der sozialdemokratischen Parteibuchwirtschaft.«

Die Vorsitzenden der FDP-Bürgerschaftsfraktion Anna von Treuenfels-Frowein und Michael Kruse teilten mit: »Die Entscheidung unseres Wirtschaftssenators war keine leichte. Sie verdient Anerkennung, denn wer Frank Horch kennt, der weiß, dass er das Senatorenamt jeden Tag mit großer Freude ausgefüllt hat. Sie verdient Respekt, weil er sich in einer schwierigen Situation für das entschieden hat, was wichtiger ist als Politik. Wir bedanken uns bei Frank Horch für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt und wünschen ihm und seiner Frau für die nun anstehende Zeit alles erdenklich Gute.
Für die Wirtschaft in der Stadt ist es jetzt wichtig, im Senat wieder einen Ansprechpartner zu bekommen. Dafür muss Bürgermeister Tschentscher zeitnah einen profilierten Kandidaten benennen, der die zentralen wirtschaftspolitischen Fragestellungen der Stadt vorantreibt.

Scholz holte Horch in den Senat

Als Nachfolger des eher schillernden Ian Karan hatte sich Bürgermeister Olaf Scholz von der Nominierung Horchs mehr Ruhe auf dem Posten erhofft. Das sollte verhältnismäßig gut klappen. Dabei hieß es hinter vorgehaltener Hand nicht selten, dass der Industriemanager die komplette Legislaturperiode sicher nicht auf dem Senatoren-Sessel durchhalten werde, weil ihm die politische Erfahrung fehle. Doch zur Überraschung nicht Weniger blieb er – sogar für eine zweite Amtszeit, bis heute.

Wie im politischen Alltag nicht verwunderlich, blieb allerdings auch Horch nicht von Kritik verschont. Immer wieder musste und muss er sich vorhalten lassen, nicht für ausreichend Mittel in der Hafenbehörde HPA zu sorgen, die Kostenkontrolle aus den Augen zu verlieren oder bei der Vorbereitung der Fahrrinnenanpassung nicht die nötige Sorgfalt walten zu lassen. Allerdings, das müsse man ihm lassen, wie immer wieder zu hören ist, reagiert Horch in der Regel sehr souverän auf Kritik – auch wenn er manchmal zu vergleichsweise drastischen Forderungen greift, die über das Ziel hinaus schießen.

Für den Hafen und die hiesige Schifffahrt setzt sich der Politiker auf verschiedensten Kanälen ein – so wie er sich seit Jahrzehnten in der maritimen Wirtschaft engagiert. Dabei hat er der Branche »von der Pike auf« kennengelernt.

Ein Überblick über seine abwechlungsreiche Karriere:

  • 1969 – 1974 Schiffbaustudium in Hamburg
  • 1971 – 1974 Konstrukteur auf der Mützelfeld-Werft Cuxhaven und HDW-Hamburg
  • 1974 Eintritt bei der Phoenix-AG als Entwicklungsingenieur
  • 1980 Hauptabteilungsleiter Entwicklung
  • 1984 Direktor für Entwicklung und Produktion
  • 1988 Mitglied des Aufsichtsrates der Phoenix-AG (für leitende Angestellte)
  • 1991 Ernennung zum Generalbevollmächtigten der Phoenix-AG
  • 1993 Eintritt in die Friedrich Krupp AG
  • 1994 Werksleitung des Werkes Hamburg-Harburg Krupp Kunststofftechnik
  • 1997 Vorsitzender der Geschäftsführung der Krupp Elastomertechnik
  • 2001 Vorsitzender der Geschäftsführung der ThyssenKrupp Elastomertechnik
  • 2005 – Dezember 2007 Vorsitzender der Geschäftsführung Harburg-Freudenberger Maschinenbau GmbH
  • Januar 2008 – Mai 2008 Mitglied der Geschäftsführung Blohm + Voss international GmbH (Verschmelzung der Gesellschaft mit Blohm + Voss Shipyards GmbH)
  • April 2008 – März 2011 Mitglied der Geschäftsführung Blohm + Voss Shipyards & Services GmbH
  • Mai 2008 bis 12. Jan. 2011 Präses der Handelskammer Hamburg
  • seit 23. März 2011 Senator und Präses der Behörde für Stadtentwicklung und Verkehr (für den Bereich Verkehr) und der Behörde für Wirtschaft und Arbeit (für den Bereich Wirtschaft) ab 01.05.2011 der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg.
  • Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz
  • Mitglied der Wirtschaftsministerkonferenz
  • Stellvertretendes Mitglied des Bundesrates seit 23.03.2011
    • Mitglied des Ausschusses für Agrarpolitik und Verbraucherschutz
    • Mitglied des Verkehrsausschusses
    • Mitglied des Wirtschaftsausschusses