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Für die Seekaskoversicherer hat sich das Marktumfeld nach Angaben der International Union of Marine Insurance (IUMI) im vergangenen Jahr weiter verschlechtert.

Die Schadensquote im Segment »Ocean Hull« könnte auf den höchsten Stand seit vielen Jahren klettern. Das geht aus der j[ds_preview]üngsten Jahresstatistik hervor, die diese Woche auf dem Weltkongress der Transportversicherer in Kapstadt vorgestellt wurde.

IUMI, Brandschutz, Versicherer, Versicherung, P&I

Demnach liegt die Bruttoschadensquote für Seekasko Im Zeichnungsjahr 2017 jetzt schon bei über 60% und damit deutlich höher als für die Vorjahre zu diesem Zeitpunkt. Aufgrund von Nachmeldungen von Schäden steigt die Quote für das jeweilige Zeichnungsjahr über die Folgejahre für stets deutlich an.

Folgt die Entwicklung dem typischen Muster, so würde die Quote für 2017 mittelfristig auf über 90% ansteigen. Damit blieben weniger als 10% der eingesammelten Bruttoprämien zur Deckung von Betriebs-, Akquisitions- und Kapitalkosten der Versicherer übrig, das reicht bei weitem nicht. Die lange Kette der verlustreichen Jahre in dem Geschäftssegment setzte sich damit fort. Schlimmer noch: Für die Assekuranz wäre es das größte finanzielle Desaster in der Seekaskosparte seit dem Jahr 2000.

Die Probleme sind zu einem Großteil hausgemacht. Angesichts hoher Risikokapazitäten und scharfer Konkurrenz sind die Prämienraten für Seekasko bis ins laufende Jahr hinein immer weiter gesunken. Der Preisverfall gilt als wesentlicher Grund dafür, dass die weltweiten Prämientöpfe in dem Segment nach IUMI-Berechnungen 2017 erneut geschrumpft sind, um 2,3% auf 6,9 Mrd. $ – trotz eines weiteren Wachstums der Weltflotte.

»Mittlerweile reichen die Einnahmen nicht mehr aus, um die gewöhnlichen Reparaturkosten in dem jeweiligen Jahr zu decken«, warnte Astrid Seltmann, Vizevorsitzende des Statistikkomitees der IUMI. Abgesehen von verstärkten Schäden im Yachten- und Wassersportsektor aufgrund von Wirbelstürmen in Nordamerika war das Jahr im Bereich der Hochseeflotte laut IUMI nur von Routineschäden geprägt. Das werde sich auf kurz oder lang aber ändern, erklärte Seltmann. Sobald wieder Großschäden eintreten, wären die finanziellen Auswirkungen auf den Markt bei dem heutigen Prämienniveau verheerend.

Lürssen, Brand. Dock
Foto: Christian Eckardt

Prämien steigen rapide

Möglicherweise rollt bereits ein Riesenschaden auf die Seekaskobranche zu, wie es ihn seit dem Untergang des Kreuzfahrschiffs »Costa Concordia« Anfang 2012 nicht mehr gegeben hat. Nach Informationen des britischen Branchendienstes Reinsurance.com könnte der Brand auf der Bremer Lürssen-Werft vergangene Woche die Versicherer bis zu 590 Mio. € kosten. Die Baurisikoversicherung für das in Bau befindliche Projekt, bei dem es sich um eine 146 Meter lange Megayacht mit dem Projektnamen »Sassi« handeln soll, ist dem Bericht zufolge im Londoner Markt platziert worden. Die Lürssen-Werft hat sich zur Schadensfeststellung bislang nicht geäußert. In Branchenkreisen stellt man sich auf einen Totalverlust des Yachtneubaus ein.

Der Fall dürfte auf jeden Fall zu einer weiteren »Markterhärtung« (Prämiensteigerungen) im Seekaskosegment beitragen, wie sich schon in den Vormonaten abgezeichnet hat. Mit Blick auf die bevorstehenden Vertragsprolongationen in der Schiffsversicherung am 01. Oktober sagte ein Makler der HANSA: »Wir beobachten, dass die Prämien rapide ansteigen, das heißt zweistellig. Die Underwriter haben jetzt klare Vorgaben bekommen.« (mph)