Porto
Foto: Eckardt
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Es ist kein Unbekannter in de deutschen Branche: Nach längerer Aufliegerzeit wird das Kreuzfahrtschiff »Porto« verschrottet.

Seit ein paar Jahren vollzieht sich ein Wandel in der weltweiten Kreuzfahrt, der Trend geht zu immer größeren oder exklusiveren Einheiten mit großen Balko[ds_preview]nkabinen, viel Entertainment und Freizeitvergnügen wie großen Wasserrutschen oder sogar Go-Kart-Bahnen auf Hoher See. Schwere Zeiten für die verbliebenen Klassiker, die meist nur über sehr beengte Kabinen geschweige denn Balkonkabinen noch über große Unterhaltungsmöglichkeiten verfügen. Denn hier stand die Seefahrt im Mittelpunkt. Ein weiterer, bis vor 20 Jahren auch in Deutschland gut bekannter Kreuzfahrtklassiker wird vermutlich Mitte Oktober seinen langjährigen Aufliegeplatz in Lissabon mit Kurs auf eine Abwrackwerft in der Türkei nehmen: das über 50 Jahre alte Kreuzfahrtschiff »Porto« wurde an Abbrecher verkauft.

Eigner ist die portugiesische Reederei Portuscales Cruises, die außerdem Eigentümer der ebenfalls in Lissabon aufliegenden »Funchal« und der an CMV vercharterten »Astoria« ist. Auch für die 57 Jahre alte »Funchal«, die vor ein paar Jahren umfangreich umgebaut wurde, wird schon seit vielen Jahren vergeblich ein Abnehmer gesucht.

Wechsel durch Sechs-Tage-Krieg

Die heutige »Porto« ist nur 116 m lang, 16,54 m breit und mit 5.888 BRZ vermessen und wurde im Mai 1965 von der Brodogradiliste Uljanik Werft im damaligen Jugoslawien für die Reederei Jadranska Linijska Plovidba als »Istra« abgeliefert. Dort wurde auch die Schwester »Dalmacija« gebaut.

Die »Istra« verkehrte zunächst als 2-Klassen Schiff auf 14-tägigen Kreuzfahrten mit maximal 330 Passagieren zwischen dem Mittelmeer und dem Nahen Osten. Beim Ausbruch des Sechstagekrieges 1967 wurden diese Routen jedoch stark verändert. Schon zur damaligen Zeit war sie bei den deutschen Reiseveranstaltern Seetours, Gastage oder Touropa in Charter. Ab Mitte der 70er Jahre kam die »Istra« dann aber zumeist in der Karibik zum Einsatz, während das Schwesterschiff »Dalmacia« häufiger in norddeutschen Gewässern anzutreffen war.

Nach einem Verkauf an die russische Goring Shipping im Jahr 1993 wurde der Kreuzfahrer in »Astraq umbenannt und es wurden einige Umbauten durchgeführt, da man das Schiff auf dem europäischen Markt verchartern wollte. So verkehrte es auch einige Zeit für Neckermann Seereisen und starte unter anderem auch am Steubenhöft in Cuxhaven für Nordlandreisen. Nachdem die »Astra« 1996 bei Neckermann durch eine größere »Astra II« ersetzt wurde, wurde das in »Astra I« umbenannte schiff auf dem russischen Kreuzfahrtmarkt vermarktet.

Auf einer Reise im Jahr 1997 in den Nahen Osten wurde es aufgrund ausstehender Zahlungen in Haifa an die Kette gelegt. Im Rahmen einer anschließenden Auktion konnte das Schiff dann 1999 verkauft werden. Es folgte eine Komplettrenovierung für rund 15 Mio. $, es wurde unter anderem die Brücke und das Bootsdeck weiter nach vorn versetzt.

Nach der Renovierung und Umbenennung in »Arion« erfolgte ein Einsatz für Araclia Mangagement, Betreiber die Classic International Cruises, die aber im Jahr 2012 Insolvenz anmelden musste. Anfang 2013 erwarb die neue Reederei Poruscales Cruises des portugiesischen Investors Riu Alegre neben der »Funchal« auch die »Athena«, »Princess Danae« und die »Arion« aus der Insolvenzmasse von Classic International Cruises die Kreuzfahrtklassiker. Im Mai 2013 wurde die »Arion« in »Portoq umbenannt. Seitdem versuchte der neue Eigner das am Tejo in Lissabon aufgelegte Schiff mehrfach vergeblich zu verchartern.

Die ehemalige »Princess Danae«, Baujahr 1955, wurde schon vor drei Jahren von Portuscales Cruises unter dem letzten Namen »Lisboa« zum Verschrotten in die Türkei verkauft. (CE)