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Der Industriekonzern ThyssenKrupp will sich in zwei Teile aufspalten – »mit Zugang zum Kapitalmarkt«. Was das für den Schiffbau bedeutet, ist noch unklar, Arbeitnehmervertreter sind aber nicht unzufrieden.

Am Sonntag soll der Aufsichtsrat über den Vorschlag des Vorstands beraten.[ds_preview] ThyssenKrupp stand zuletzt verstärkt unter Druck, die Abgänge von Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner hatten für große Unruhe gesorgt. Die Industriegüter- und die Werkstoffgeschäfte sollen künftig jeweils als eigenständige, börsennotierte Gesellschaften mit direktem Kapitalmarktzugang geführt werden. »Der Vorstand ist überzeugt, dass sich die Geschäfte in dieser Neuaufstellung besser entwickeln und auf ihre Stärken konzentrieren können. Beide Unternehmen sollen den Namen thyssenkrupp weiterführen«, heißt es in einem Statement. Mit dem Schritt solle eine Zerschlagung – wie sie von einzelnen Anteilseignern immer wieder gefordert wird – verhindert werden.

»In den vergangenen Wochen wurden in der Öffentlichkeit unterschiedlichste strategische Optionen für thyssenkrupp diskutiert und sehr oft zugespitzt. Doch die Welt ist nicht schwarz-weiß. Es gibt nicht nur ’Weiter so‘ und Zerschlagung, sondern immer auch Alternativen. Genau danach haben wir als Vorstand gesucht – ohne Angst und Träumerei. Wir schlagen jetzt eine Lösung vor, die nicht nur Wert für unsere Aktionäre schafft, sondern auch die Entwicklungsperspektiven unserer Geschäfte spürbar verbessert.«

Vorstandschef Guido Kerkhoff

An der Börse und bei Arbeitnehmervertretern hat der Plan durchaus positive Reaktionen bewirkt. »Die Arbeitnehmervertreter stehen hinter den Plänen des Vorstands«, sagte etwa IG Metall-Sekretär Grolms.

Was aus den erst kürzlich veröffentlichten Plänen, die Werftsparte direkt unter dem Vorstand anzugliedern, wird, ist unklar. Konkrete Angaben wurden dazu nicht gemacht. Aus der IG Metall hieß es, die Aktion unterstreiche die Bedeutung des Marine-Schiffbaus im Unternehmen. Nachdem der Konzern seine Schiffbauaktivitäten im Juni noch in Frage gestellt hatte, löste der Schritt eine gewisse Zufriedenheit aus.

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Auch israelische U-Boote werden in Kiel gebaut (Foto: Behling)

»Wir setzen darauf, dass die neue Struktur den Marineschiffbau stärkt und dem Management bei tkMS und Atlas Elektronik mehr Möglichkeiten gibt, eigenständig und selbstbestimmt zu arbeiten«, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. »Wir haben keine Anzeichen dafür, dass ein Verkauf der Werftensparte vorbereitet wird. Im Gegenteil: Wir sehen in der Entscheidung des Konzerns ein klares Bekenntnis zum Schiffbau.«

Die jetzt veröffentlichte Teilung in zwei Unternehmen wird als Abspaltung erfolgen. Aktionäre der thyssenkrupp AG werden nach der Teilung zwei Aktien halten: eine der künftigen thyssenkrupp Materials AG (bisher thyssenkrupp AG) und eine der neuen thyssenkrupp Industrials AG.

thyssenkrupp Industrials wird aus drei Einheiten bestehen: dem Aufzuggeschäft, dem Automobilzulieferergeschäft und dem Kernanlagenbau. Der andere Teil – thyssenkrupp Materials – soll aus dem Werkstoffhandel Materials Services, dem 50-Prozent-Anteil an dem künftigen Stahl-Joint-Venture, den Großwälzlagern, dem Schmiedegeschäft sowie dem Marinegeschäft bestehen. »Damit entsteht ein Werkstoffkonzern, der die Stahl- und Edelstahlproduktion, den Materialhandel sowie die stahlnahe Weiterverarbeitung vereint, über eine führende Marktposition in Europa verfügt und aus einer Position der Stärke heraus auch Konsolidierungschancen nutzen kann«, heißt es.

»Vergleichbare Größenordnung«

Die beiden Unternehmen würden »eine vergleichbare« Größenordnung haben: Auf der Basis von Pro-forma-Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/17 würde die thyssenkrupp Industrials AG mit rund 90.000 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 16 Mrd € erwirtschaften. Die thyssenkrupp Materials AG käme mit knapp 40.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von etwa 18 Mrd €.

Magazin Aktien

Die genaue Ausgestaltung der Teilung, etwa die Transaktionsstruktur, das Finanzierungskonzept und die Führungsmodelle beider Gesellschaften, sollen nach Zustimmung des Aufsichtsrats unter Einbeziehung der Arbeitnehmervertreter ausgearbeitet werden. Über die Teilung muss schließlich noch die Hauptversammlung entscheiden. Dies könnte in 12 bis 18 Monaten geschehen.

Geplant ist, dass beide Gesellschaften direkten Zugang zum Kapitalmarkt erhalten. »Mit einer separaten Börsennotierung reduziert sich die Komplexität der thyssenkrupp-Aktie. Künftig können Investoren mit unterschiedlicher Ausrichtung angesprochen werden: Investoren, die auf Industriegüter setzen, haben Interesse an stabilen Cashflows und attraktiven Wachstumsaussichten«, so der Konzern. Die Werkstoffgeschäfte seien dagegen für Investoren interessant, die eher auf zyklische Geschäfte und auf Konsolidierung setzen.