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Um die Offshore-Windparks an das Stromnetz an Land anzubinden, bedarf es spezieller Kabel und Schiffe, die auch schwierigen Wetterverhältnissen trotzen müssen. Neue Aufträge zeigen, was derzeit gefordert ist

Es handelt sich um sogenannte Kabelleger, die zu den Windparks auf See fahren und von dort Kabel bis zum Land[ds_preview] installieren. Solche Stromverbindungen erstrecken sich oftmals über mehr als 100km. Da die Kabel im Wasser liegen, müssen sie besonders robust und widerstandsfähig sein.

Vard baut Kabelleger für Prysmian

Der Kabelhersteller Prysmian Group hat bei Vard, der norwegischen Tochtergesellschaft von Fincantieri, die Planung und den Bau eines Kabelverlegeschiffes in Auftrag gegeben. Der Wert des Kontrakts einschließlich der zu liefernden Spezialausrüstung beläuft sich den Angaben zufolge auf rund 170Mio. €.

Das 172m lange, 34m breite und bis zu 120 Personen Platz bietende Spezialschiff für den Unterwasserbetrieb soll Installationen in einer Tiefe von maximal 2.000m leisten können. Die Trommeln, auf denen die Kabel aufgewickelt sind, sollen eine hohe Kapazität sicherstellen.

Vard und Prysmian arbeiten derzeit an der Fertigstellung des Schiffsentwurfs. Gegen Ende dieses Jahres ist der Baubeginn vorgesehen, im vierten Quartal 2020 soll die Einheit abgeliefert werden.

Anfang August ist die Prysmian Group von Ørsted Wind Power beauftragt worden, die Unterwasserkabel für den weltweit größten Offshore-Windpark Hornsea Two in Großbritannien zu liefern. Die Prysmian Group ist für die Entwicklung, Herstellung, Lieferung, Terminierung und Erprobung des Unterwasserkabelsystems verantwortlich sein, das 110 der 165 Windenergieanlagen und die Offshore-Substation verbinden wird. Das Projekt umfasst mehr als 300km der neu entwickelten 66 kV Inter-Array-Kabel mit EPR-Isolierung und Einzeldrahtbewehrung sowie sämtliches Zubehör, informiert der Kabelspezialist. Die neuen Kabel sollen die Kosten für Offshore-Windparks um bis zu 15% verringern, heißt es. Alle Seekabelkerne werden im Kompetenzzentrum der Gruppe in Wrexham, Wales, hergestellt, während die Ummantelung und Montage in Drammen, Norwegen, erfolgt. Die Kabel sollen 2021 geliefert werden.

Nexans Subsea Operations hat bei der norwegischen Ulstein Verft kürzlich ebenfalls ein Kabellegerschiff geordert. Die 17.000 tdw große »Nexans Aurora« ist knapp 150m lang, 31m breit und bietet Platz für bis zu 90 Personen. Die Kabelkapazität beträgt 10.000t, der Glasfaserkorb fasst 450t. Das STL-297 CLV (Cable Laying Vessel) wurde von Skipsteknisk in Ålesund entworfen.

Die Einheit kommt bei der Verlegung von Stromkabeln einschließlich Bündelverlegung, Kabelverbindung und -reparaturen zum Einsatz und ist zudem für den Schutz von Kabelsystemen und Gräben ausgerüstet. Der Neubau, der im zweiten Quartal 2021 abgeliefert werden soll, sei für den Einsatz bei rauem Wetter entwickelt worden, so die Werft. Er verfüge über gute Manövrierfähigkeiten und könne stabil die Position halten. Dies sind die wesentlichen Anforderungen, die an solche Spezialschiffe gestellt werden.

Kabellegerschiffe werden nicht nur fürdie Anbindung von Offshore-Windparks genutzt, sondern kommen auch zum Einsatz, um tief in der offenen See gelegene Ölfelder anzubinden.

Kürzlich hat Nexans einen Großauftrag über die Lieferung von Versorgungskabeln, einschließlich Elektrikkomponenten, Glasfaser- und Hydraulikleitungen, für die nächste Betriebsphase des Snøhvit-Felds in der Barentssee erhalten.

Das Snøhvit-Gasfeld gilt als größtes Industrieprojekt, das jemals im Norden Norwegens in die Wege geleitet wurde. Im Rahmen seines Entwicklungsplans hat gerade die zweite von mehreren Phasen begonnen. Equinor und verschiedene Partner investieren über 500Mio. € in die Erschließung des Askeladd-Felds, mit dem das LNG-Onshore-Werk Melkøya in der Gemeinde Hammerfest versorgt werden soll. Im Rahmen dieses Projekts hat Equinor Nexans einen Auftrag über die Planung, Herstellung und Lieferung von insgesamt 42km statischen Infield- und Interfield-Versorgungskabeln erteilt, die für die Steuerung der Unterwasser-Produktionssysteme bestimmt sind.

Das in einer Wassertiefe von etwa 250m gelegene Askeladd-Feld soll 21Mrd. m3 Gas und 2Mio. m3 Kondensat an das LNG-Werk in Hammerfest liefern. Der Produktionsstart ist für Ende 2020 geplant. Die Anlage wird an die bestehende Infrastruktur des Snøhvit-Felds angeschlossen, die im Verlauf vorangegangener Projekte bereits mit Nexans-Versorgungskabeln ausgerüstet wurde, darunter auch mit einem 145km langen Versorgungskabel – dem nach Angabe des Kabelspezialisten bis heute längsten der Welt.

Für das Askeladd-Feld wird Nexans statische Unterwasser-Versorgungskabel liefern, deren Querschnitt 33-kV-Elektrik- sowie Hydraulikkomponenten für die Einspritzung von Chemikalien sowie Glasfaser-Kommunikationselemente beinhaltet. Die Versorgungskabel werden mit einer Vielzahl unterschiedlicher Stecker und Endstücke ausgestattet.

Die Elektrik- und Optikkomponenten werden im Werk von Nexans in Rognan im Norden des Norwegens hergestellt. An dem Vertrag sind zudem über 50 lokale Subunternehmer und Zulieferer beteiligt. Das komplette Versorgungskabelsystem wird an dem anderen Standort von Nexans Norwegen in Halden entwickelt, produziert und getestet.

»Das Snøhvit-Feld von Equinor bietet ein perfektes Beispiel dafür, wie effizient eine moderne Technologie ohne oberirdische Anlagen zum Betrieb von Unterwasser-Gasfeldern beitragen kann«, sagt Vincent Dessale, Direktor des Geschäftsbereichs Subsea and Land Systems von Nexans.