Print Friendly, PDF & Email

Die deutschen Banken haben ihre Schiffskredite in den vergangenen zweieinhalb Jahren um mehr als die Hälfte zurückgefahren und damit ihre Ausfallrisiken deutlich verringert. NordLB und DVB Bank bleiben Problemfälle.

Das Gesamt-Portfolio der maßgeblichen deutschen Schiffsbanken is[ds_preview]t laut einer Untersuchung der Ratingagentur Moody’s von knapp 82 Mrd. € im Jahr 2015 auf nur noch 39 Mrd. € im Juni 2018 gesunken. »Die Banken haben ihr Engagement durch aktives Portfolio-Management, Kreditrestrukturierungen, Forderungsverkäufe und Verbriefungen deutlich reduziert«, sagt Swen Metzler, Senior Credit Officer bei Moody’s.

Treiber dieses Abbaukurses waren laut HANSA-Erhebung die HSH Nordbank (–10,6 Mrd. €, nur Kernbank), die NordLB (–9,1 Mrd. €) und die Commerzbank (–4,7 Mrd. €) als die drei ehemals größten deutschen Schiffsbanken mit zusammen 81,8 Mrd. € im Jahr 2008 (siehe Grafik). Aber auch die Deutsche Bank hat ihr Portfolio im gleichen Zeitraum von 5 Mrd. € auf 2,5 Mrd. € halbiert. Bei der DVB Bank lag der Rückgang bei immerhin noch 2,2 Mrd. € auf 9,6 Mrd. €.

dt Banken
Quelle: HANSA

Die Zahlen differieren je nach Anzahl der betrachteten Banken: Im Unterschied zu Moody’s ergeben die der HANSA vorliegenden Informationen für 2015 ein Gesamt-Kreditportfolio in der deutschen Schiffsfinanzierung von 90,4 Mrd. €. Diese Summe ist bis Ende des 1. Halbjahres 2018 auf rund 48 Mrd. € verringert worden. Dabei sind das an die AöR Portfoliomanagement ausgelagerte Altlasten-Portfolio der HSH von nominell jetzt noch 1,64 Mrd. € sowie die zum Verkauf an das HSH-Käuferkonsortium stehenden Schiffskredite in Höhe von 4,3 Mrd. € nicht mit eingerechnet.

Die Geldinstitute hätten zudem erfolgreich eine bessere Kapitalabdeckung aufgebaut, um mögliche Risiken abzufedern und seien damit wesentlich besser »ausbalanciert« als noch 2015, schreibt Moody’s. Schiffskredite stellten damit für das deutsche Bankensystem insgesamt kein wesentliches Risiko mehr dar, bilanziert die Ratingagentur.

NPL-Quote weiter hoch

Allerdings sei die Qualität der Schiffskrediten nach wie vor schlecht. Moody‘s schätzt, dass die Non-Performing-Loan-Quote (NPL) für alle Kreditbanken Ende 2017 noch bei rund 40% lag. Gleichzeitig habe sich aber auch der Gesamtdeckungsgrad, also die Ausfallabsicherung, auf 48% gegenüber 44% Ende 2015 erhöht. Die DVB Bank S.E. und die NordLB seien mit einer Verschuldungsquote von 9,8x bzw. 1,9x ihres Kernkapitals weiterhin am stärksten auf Schiffskredite ausgerichtet und damit besonders gefährdet.

Überkapazitätsprobleme hätten sich vom Containersegment hin zu Tankern und Offshore-Schiffen verlagert. Auch dabei seien die deutschen Banken im Spiel, schreibt Moody’s. Der Tanker-Anteil am Portfolio sei von 22% im Jahr 2013 auf 29% zum Jahresende 2017 gestiegen, während das Engagement in der Containerschifffahrt, das vor allem den starken Anstieg der NPL-Quote verursacht habe, um fast zwei Drittel zurückgegangen sei.

In Europa sei das Schiffskredit-Portfolio von mehr als 300 Mrd. € im Jahr 2012 auf 200 Mrd. € Ende 2017 reduziert worden. Gleichzeitig sei die weltweite Flotte um rund 11% gewachsen – das globale Schiffskreditvolumen sei also nahezu unverändert geblieben. Asiatische Finanzinstitute wie Banken, Leasinggesellschaften und Exportkreditagenturen hätten die Lücke gefüllt, die von den klassischen Kreditgebern in Europa hinterlassen worden sei.

Lesen Sie dazu auch unseren ausführlichen Banken-Report in der kommenden Ausgabe der HANSA.