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Die maritime Wirtschaft in Schleswig-Holstein ist alarmiert. Mit großer Sorge blickt man auf die immer größeren Verzögerungen bei den dringend erforderlichen Reparaturmaßnahmen an einer der wichtigsten europäischen Wasserstraßen. Jetzt wurde ein neues Positionspapier veröffentlicht.[ds_preview]

Die beiden Nautischen Vereine Brunsbu?ttel und Kiel haben sich dafür mit dem Deutschen Nautischen Verein zusammengetan, um Sachlage, Konsequenzen und Forderungen darzustellen. »Wir sind fassungslos, dass sich der dringend erforderliche Neubau einer fünften Schleusenkammer in Brunsbüttel nun nochmals um mehrere Jahre verzögert! Eigentlich sollte der Betrieb dort schon aufgenommen sein und jetzt würde erst 2024 mit der kaum noch aufschiebbaren Sanierung der bestehenden zwei Schleusenkammern begonnen werden«, sagte Michael Hartmann, Vorsitzender des NV Brunsbüttel, anlässlich der Vorstellung.

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Die Schleuse Brunsbüttel (Foto: Behling)

»Eigentlich müssen wir fast täglich mit einem Kollaps des Verkehrssystems rechnen«, so der Nautiker. Ähnlich stelle sich die Lage bei den Kieler Schleusen dar: »Nachdem wir seit 10 Jahren um den desolaten Zustand der wichtigen zwei kleinen Schleusenkammern wissen, werden diese jetzt mit Sand zugeschüttet und dann ruht das Projekt für voraussichtlich drei Jahre wegen der Planungen, die längst abgeschlossen sein mu?ssten«, sagte Hans-Hermann Lückert, der Vorsitzende des NV Kiel. Man dürfe wohl erst im Jahr 2029 auf die Inbetriebnahme dieser Kammern hoffen. »Und dann dauert es auch noch einmal bis 2033 mit der anschließenden Überholung der zwei großen Schleusenkammern. Das ist den Kunden nicht vermittelbar«, hieß es weiter.

Hartmann und Lückert sind als ehemalige Lotsen ausgewiesene Experten und haben die Fakten und Risiken in einem umfassenden Positionspapier zusammengestellt. Insbesondere weisen die Verfasser auf die Risiken hin, die sich durch die Dauerbaustelle ergeben. Auch ökonomisch sei zu befürchten, dass der NOK seine Rangstellung in den Europäischen Verkehrsnetzwerken der Spediteure verliert, wenn das Vertrauen bei der Kundschaft verspielt wird. Jetzt will man die Politik an einen Tisch bitten, um die Entwicklung vorantreiben zu können. Am 14. November ist eine Diskussion geplant.

»Wir haben hochrangige und kompetente Vertreter des Bundesverkehrsministeriums, des Landes Schleswig-Holsteins, des Bundestages und bedeutende Nutzer eingeladen. Unter Anderem hat der Maritime Koordinator der Bundesregierung Norbert Brackmann zugesagt, an der Veranstaltung teilzunehmen. Mit ihm und zahlreichen anderen Experten wollen wir im Rahmen einer Podiumsdiskussion versuchen, das Ruder gemeinsam herumzureißen«, sagen die beiden Vorsitzenden.