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Bei günstigen Wetterbedingungen ist die traditionelle Peter Gast Schiffahrtsregatta zum 36. Mal ausgesegelt worden. Sie war in diesem Jahr geprägt von der Erinnerung an Peter Gast, den im Juni verstorbenen Gründer der Regatta, berichtet Jens Meyer

Pünktlich um 9:00 Uhr fiel am 25. August auf der vom dänischen Marine-Heimwehr-Kommando als Startschiff nach Schleimünde entsandten[ds_preview] »Luna« (MHV 810) der erste Startschuß für die Gruppe der teilnehmenden Klassiker. Die Zwölfer »Vim«, »Anita« und »Heti« und die klassische Ketsch »Peter von Seestermühe« sowie sieben weitere historische Yachten glitten über die Startlinie, um auf einer kurzen Kreuz mit einem anschließenden Spigang bei leichten bis mittleren Winden von 3 und 4Bft Kurs auf die vor Ærøskøbing in der Nähe der Mølle Gab-Tonne vom Zielschiff »Conformity« und einer Spierentonne mit orangefarbener Flagge markierte Ziel­linie zu nehmen. Insgesamt 113 Yachten, eingeteilt in fünf Startgruppen, begannen in zehn Minuten- Abständen das Rennen auf nur einer knapp 30sm langen Bahn. Als letzte Gruppe starteten die großen, modernen Hightech-Rennyachten, besonderes Augenmerk lag dabei auf den spektakulären, großen Yachten, der STP65 »Milan«, der TP52 »Outsider« und der 86ft großen »Uca«, die für die dänischen Werft Fayard startete.

Es gab nur zwei Rückrufe, nach denen die Skipper der beiden betroffenen Yachten die Startlinie erneut überfahren mussten. Dass sie wegen der Behinderung durch Yachten späterer Startgruppen die Startlinie in falscher Richtung passieren musste, hatte dagegen keine Sanktionen für die »Peter von Seestermühe« zur Folge , so dass die Ketsch, die zuvor noch die beim Auslaufen von Maasholm auf der Schlei festgekommene »Doric« freigeschleppt hatte, das Rennen sogar sehr erfolgreich beenden konnte. Neben dem Preis als erstes Schiff nach berechneter Zeit unter den Klassikern gab es zudem für den ersten Platz Overall YS nach berechneter Zeit einen von Sponsor BMW gestifteten Sonderpreis. Einen Sonderpreis als mit 7,99m zweitkleinstes Schiff erhielt zudem die »Avanti«, die sich auch unter den 15 Startern der Klasse 6 ORC Club C für einen Preis als 2. Schiff nach berechneter Zeit qualifizieren konnte. Die ebenfalls zu den kleinsten Schiffen gehörende »4sale« belegte den ersten Platz nach berechneter Zeit in der Klasse 7, in der sich die »Nathurn VI« sowohl als First Ship Home nach gesegelter Zeit und als zweites Schiff nach berechneter Zeit qualifizieren konnte. Der zum ersten Mal bei der Schiffahrtsregatta als Klassiker gestartete Zwölfer »Vim« konnte sich auf Anhieb den ersten Platz nach gesegelter Zeit sichern. Zwei erste Plätze gab es für die »Alexa«, die sowohl erstes Schiff nach gesegelter als auch nach berechneter Zeit unter den acht in der Klasse 3 (Yardstick 93-95) wurde. Gleiches galt für die »Jabalina« in der Klasse 4 (Yardstick 89-92), die »Verano« in Klasse 5 (Yardstick 83-88) und die »Arconia 4« in der Klasse 8 (ORC Club B).

Auch wenn die Regatta, die 1982 aus einer Wette zwischen Schifffahrtskaufleuten entstand und in den vergangenen Jahren von Peter Gast und seinen Söhnen Christian und Dieter immer weiter ausgebaut wurde, vor allem eine Spaßregatta mit Netzwerkcharakter für die maritime Branche sein soll, nehmen die meisten Segler die Wettfahrt auch als sportliche Herausforderung. Der zweifache Admiral’s Cup Gewinner Tilmar Hansen, der erst dieses Jahr die TP52 »Outsider« kaufte, ließ es sich nicht nehmen, trotz seinem vollen Terminkalender zu kommen. Als Gast bei ihm an Bord war auch Bernd Buchholz, Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein. In einer launigen, kurzen Rede im Rahmen der Siegerehrung gestand er, bisher wenig Segelerfahrung außer mit einer Jolle auf dem Plöner Sees gemacht zu haben. »Die 36. Schiffahrtsregatta ist meine erste Regatta. Als ich hörte, dass ich auf der ›Outsider‹ mitfahren kann, hoffte ich, dass ich es mir bei einem so großen Schiff in der Plicht achtern gemütlich machen kann«, sagte er. »Doch dann sah ich, auf was für einem Geschoss ich segeln werde. Und dann sollte ich auch noch den Grinder bedienen. So hatte ich mir das nicht gedacht. Eine eindrucksvolle, kräftezehrende Erfahrung – aber es war supertoll«, so Buchholz, der der Crew dankte, dass sie ihn ertragen und das Schiff an allen vorbei nach vorn gebracht habe.

Tradition wird weitergeführt

Der Einsatz der »Outsider«-Crew unter Skipper Bo Teichmann wurde doppelt belohnt: Die metallisch glänzende Yacht, passierte nach exakt drei Stunden als erste Yacht die Ziellinie und war auch erstes Schiff ihrer Klasse nach berechneter Zeit.. Für diesen Erfolg erhielt die Crew bei der abendlichen Siegerehrung einen kleinen Porzellanvogel, den »Early Bird«. Dieser Preis für das »First Ship in Port« wird traditionell vom Bürgermeister der Kommune Ærø überreicht, dieses Jahr erstmalig vom neuen Bürgermeister Ole Wej Petersen. Er bedankte sich im Namen der Inselgemeinde für die langjährige gute Kooperation mit der Gast-Familie als Veranstalter der Regatta, die zugleich die größte und schönster Party auf Ærø sei. Er freue sich nicht nur über das bunte Flaggenmeer, sondern vor allem auch über die Begeisterung und den Enthusiasmus der Teilnehmer.

Vor der Verleihung der Preise in den einzelnen Klassen erinnerten Dieter und Christian Gast an ihren Anfang Juni 2018 im Alter von 89 Jahren verstorbenen Vater und ehrten ihn zusammen mit allen Teilnehmern mit einer Schweigeminute, die von einem Film mit Aufnahmen aus den letzten dreißig Jahren der Schiffahrtsregatta beendet wurde. »Wir werden mit großer Freude und Enthusiasmus die Tradition dieser Regatta auch künftig fortsetzen«, betonte Dieter Gast. »Unser Vater hat uns immer wiederdaran erinnert, wie wichtig der Austausch untereinander in der Schifffahrt ist und welche Bedeutung diese Veranstaltung für uns alle hat. Darüber hinaus macht das gemeinsame Segeln in lockerer Atmosphäre in diesem besonders schönen dänischen Ort den besonderen Reiz dieser Regatta aus.« Viele Elemente des Branchentreffs, die Peter Gast nach und nach in das Programm einfügte, sind heute fester Bestandteil des Regattawochenendes. »Wir beginnen immer am Freitagabend mit einem zwanglosen ›Get Together‹ der Freunde unseres Unternehmens Peter Gast Shipping in Grauhöft«, erklärte Christian Gast. »Einer der Höhepunkte ist nach wie vor der vom Bürgermeister begleitete und von einem Spielmannszug angeführte Spaziergang der Teilnehmer durch Ærøskøbing.«

»Nach zwei Flautenjahren hatten wir in diesem Jahr eine schöne Regatta«, sagte Dieter Gast bei der Begrüßung der Gäste im Festzelt und freute sich unter anderem über die zunehmende Internationalisierung durch Teilnehmer aus 23 Ländern sowie die unterschiedlichsten Yachten vom Klassiker über Fahrtenboote bis zu modernen Regattaschiffen. Die Teilnehmer des Atlantic Anniversary Regatta (AAR) anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV) hob er besonders hervor: »Eine herausragende Leistung – es ist uns eine große Ehre, die Skipper und Crews der ›Haspa Hamburg‹, ›Bank von Bremen‹, ›Best Buddies‹, ›Latona‹, ›Iskareen‹ und ›Red‹ auch als Teilnehmer der 36. Schiffahrtsregatta zu begrüßen.

Wettfahrtleiter ausgezeichnet

Für seine besonderen Verdienste um den reibungslosen Ablauf der Schiffahrtsregatta wurde der bereits zum vierten Mal als Wettfahrtleiter fungierende Alexander Prinz zu Schleswig-Holstein geehrt. Er nahm die von Christian Gast überreichte Auszeichnung – eine hochwertige Regatta-Uhr – sichtlich gerührt und überrascht an und betonte in seiner improvisierten Dankesrede, dass er die Anerkennung stellvertretend für das gesamte Team, zu dem auch Marcus Böhlich (Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne, SVAOe) und Roland Rademacher (Kieler Yacht-Club, KYC) gehören, entgegennehme. Auch er unterstrich, dass der bei dieser Regatta demonstrierte Zusammenhalt der maritimen Branche über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus das Rückgrat für die langfristige internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schifffahrt sei.

Nach der Preisverteilung feierten die Segler zu den Klängen der Band »Max and Friends« bis in die Morgenstunden im eigens aufgebauten Festzelt am Hafen und in der angrenzenden Pagodenstadt, in denen die Sponsoren die Gäste mit einem Barbecue und Getränken versorgten. Die Lichter der Tanzfläche schienen bis auf die dicht im Päckchen liegenden und über die Toppen geflaggten Yachten und tauchten den Hafen abwechselnd in grünes, blaues oder auch rotes Licht.

Nach dem wieder von der »boot Düsseldorf« gesponserten gemeinsamen Frühstück am Sonntagmorgen leerte sich der Inselhafen langsam wieder, wobei der Wind gegenüber dem Vortag noch deutlich zulegte. Die Regatta wurde unter anderem von DNV GL – Maritime, Bureau Veritas, Oldendorff Carriers, der Hamburger Sparkasse, der Berenberg Bank, Besiktas Shipyard, Baker Tilly, BMW Niederlassung Hamburg, VHT, Brand Marine Consultants, Hamburg Messe und Congress (HMC) und Bosch Rexroth unterstützt.

Die komplette Ergebnisliste der 36. Schiffahrtsregatta wie auch Fotos sind im Internet unter www.pgs.de verfügbar. Die 37. Peter Gast Schiffahrtsregatta findet am 24. August 2019 statt.


Jens Meyer