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Die Rechtschutzkosten für die deutschen Tramp-Reeder bleiben auch im kommenden Jahr eingefroren. Das beschloss der Schutzverein Deutscher Rheder gestern auf seiner Jahresmitgliederversammlung in Hamburg. Die Spanne liegt zwischen 440 und 1.800 € pro Schiff.

Damit verzichtet der G[ds_preview]egenseitigkeitsversicherer im vierzehnten Jahr in Folge auf eine Anhebung. Probleme bereiten dem Club nach wie vor der Abverkauf deutscher Schiffe ins Ausland, Verschrottungen und die Konkurrenz der P&I Clubs mit ihren Rechtschutzdeckungen (FD&D), wie Geschäftsführer Michael Wester unterstrich.

Die Zahl der beim Schutzverein versicherten Schiffe soll in den vergangenen zwölf Monaten noch einmal deutlich gesunken sein. Dennoch habe es im Jahr 2017 erneut für einen Überschuss gereicht, wenn auch auf deutlich geringerem Niveau als im Vorjahr.

Die Leistungspalette sei trotz dem schrumpfenden Tonnage-Bestand noch einmal ausgeweitet worden, erläuterte der Vorstandsvorsitzende Kurt Klemme, Geschäftsführer der Reederei Nord. So würden jetzt auch Gutachterkosten bis 5.000 € bei Streitigkeiten über Brennstofflieferungen gedeckt. Rund die Hälfte aller Fälle, die vom Schutzverein bearbeitet werden, drehten sich inzwischen um Bunkerthemen.

Mit Blick auf die Absenkung der Schwefelobergrenze für Schiffskraftstoff von 3,5% auf 0,5% im Jahr 2020 rechnet Klemme mit einer weiter steigenden Tendenz. »Wir erwarten, dass da einiges an Anfragen auf uns zukommen wird«, sagte er. Aus seiner Sicht werden die neuen IMO-Bestimmungen dennoch zur Erholung der Frachtenmärkte beitragen, vor allem bei Bulkern und Tankern, weil die Produktivität der Weltflotte vorübergehend eingeschränkt werde. Als Beispiele dafür nannte Klemme die Verlängerung der Wege zu den Bunkerhäfen, weil nicht alle erforderlichen Kraftstofftypen überall verfügbar sein würden, operative Probleme bei der Umstellung auf neue Treibstoffe sowie verstärkte Dockungen von Schiffen für Nachrüstungen und Reparaturen.

Gernandt ist für Schifffahrt optimistisch

Auch Karl Gernandt, Executive Chairman der Kühne Holding AG, gab sich in seiner Dinner-Rede zuversichtlich, dass die Schifffahrt von Kapazitätsengpässen infolge der neuen Treibstoffbestimmungen profitieren werde. Den Reedereien könne es dadurch nach Jahren der Krise gelingen, »das Ratenniveau anzuheben und wieder eine gesunde Innenfinanzierungskraft zu entwickeln«, erklärte Gernandt. Zuvor müssten Teile der Branche aber wohl hohe Abschreibungen für ältere, weniger effiziente Schiffe verdauen.

Der Logistik-Experte verglich die Situation mit den massiven Asset-Verlusten für die Kraftwerkskonzerne, nachdem die Bundesregierung als Reaktion auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 den Atomausstieg verkündete. Die größte Herausforderung für die Reedereien in den kommenden Jahren bestehe darin, die Geschäftsmodelle und Flotten an die sich verändernden Marktbedingungen anzupassen. Es gehe darum, »Trends zu verfolgen, zu verstehen und sich für das zu öffnen, was ohnehin kommt«, führte Gernandt aus.

Geschützter »Chat-Bereich« für Problemfälle geplant

Der Schutzverein, der sich vorrangig als Interessenvertretung der Schiffseigner versteht, plant in Kürze ein neues Angebot für seine Mitglieder, das bei Charterern für Missmut sorgen könnte. So soll ein geschützter Bereich auf der Webseite des Clubs eingerichtet werden, in dem sich die Reeder über geschäftliche Erfahrungen mit Charterern austauschen können. Es soll die Mitglieder vor Substandard-Befrachtern schützen, die bereits durch Vertragsbrüche aufgefallen sind. Die juristischen Prüfungen hätten ergeben, dass der Schutzverein mit einem solchen Informationsaustausch nicht gegen das Wettbewerbsrecht verstoße, stellte Klemme klar.