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Das extreme Niedrigwasser im Rhein führt zu ersten Lieferengpässen bei der flächendeckenden Versorgung mit Benzin, Diesel und Heizöl. Tanker aus dem russischen Primorsk werden nach Hamburg umgeleitet.

Unverhoffte Ladungsgewinne in Hamburg: Dieselexporte aus dem russischen Ostseeh[ds_preview]afen Primorsk nach Deutschland sind um ein Viertel gestiegen und auf ein mehrjähriges Hoch geklettert. Im Oktober seien bis zu 155.000 Barrel am Tag gelöscht worden, der höchste Wert seit November 2015, berichtet Vortexa. Zum Vergleich: Im September waren es 115.000 Barrel/Tag.

Grund sind die vollen Lagerbestände in den ARA-Häfen, die wegen des Niedrigwassers nicht mehr in ausreichender Menge abtransportiert werden können. Tankschiffe können derzeit teilweise nur zu 20% ihrer normalen Kapazität beladen werden. Über Hamburg und Nordenham (Oktober: 12.000 Barrel/Tag) könnten russische Importe dagegen über Straße und Bahn verteilt werden, heißt es bei Vortexa.

Erste Engpässe in Süddeutschland

Erst kürzlich hatte die Bundesregierung rund 1,1 Mio. Barrel aus der strategische Reserve für Lieferungen nach Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und in den Regierungsbezirk Köln freigegeben, nachdem es bei der Versorgung Süddeutschlands zu ersten Engpässen gekommen war. Denn neben den Einschränkungen am Rhein war zuvor schon nach einer Explosion ein Raffineriekomplex im bayerischen Ingolstadt ausgefallen.

Der Pegel in Kaub hatte in jüngster Zeit historische Tiefststände von weniger als 30 cm erreicht und sich erst mit dem Regen der vergangenen Tage auf knapp 60 cm leicht erholt. Die niedrigen Wasserstände treiben nicht nur die Benzinpreise, sondern auch die Frachtraten in die Höhe.

Laut der US-Behörde Energy Information Administration (EIA) kletterten die Frachtraten für eine Dieselladung von Rotterdam nach Basel (Schweiz) von rund 5 $/Barrel im Juli um das Siebenfache auf inzwischen mehr als 35 $/Barrel. Die Preise für Lieferungen ins deutlich nähere Duisburg hätten sich im gleichen Zeitraum vervierfacht und liegen derzeit bei 4 $/Barrel.

Von den Widrigkeiten sind auch andere Branchen wie die Stahlindustrie oder die Petrochemie betroffen. Der deutsche Stahlproduzent Thyssenkrupp hat nach Angaben von Doyle Trading Consultants »force majeure«, also einen Haftungsausschluss aufgrund höherer Gewalt, wegen der Niedrigwasserstände am Rhein erklärt. Das Unternehmen berichtet von Engpässen bei der Rohstoffversorgung seines Duisburger Werks. Ähnliches gilt bei ArcelorMittal in Duisburg-Ruhrort. Auch der Betrieb einer Reihe von petrochemischen Anlagen, etwa bei BASF, Lanxess oder Evonik, ist teilweise eingeschränkt, da sie mit der Beschaffung von Rohstoffen kämpfen.