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Wenige Tage nach der schweren Kollision in einem Fjord nahe der norwegischen Stadt Bergen kommen immer mehr Details an die Öffentlichkeit. So hatte die Fregatte offenbar das AIS abgeschaltet und auch auf Warnungen nicht reagiert.

Demnach war die Fregatte »Helge Ingstad« auf dem R[ds_preview]adar sehr gut zu sehen. Der Tanker »Sola TS« hatte vor der Kollision zudem so gut wie keine Chance zum Ausweichen. Ursache der Havarie waren vermutlich Abstimmungsprobleme und eine Verkettung von unglücklichen Umständen.

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Foto: Behling

Am Donnerstag war kurz nach 4 Uhr morgens die norwegische Fregatte »Helge Ingstad« und der in Malta registrierte griechische Tanker im Hjeltefjord nahe des Ölterminals Sture kollidiert. Die Fregatte wurde dabei durch den für die Eisfahrt extra verstärkten Tankerbug an der Steuerbordseite so schwer beschädigt, dass sie durch ein Notmanöver auf Grund gesetzt werden musste. Die Bergung des rund 5.000 t schweren Schiffes wird sich möglicherweise Monate hinziehen, da dafür erst umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden müssen.

Die Kollision ereignete sich im Zufahrtsbereich zum Hafen Bergen. Die mit 17 kn in den Fjord einlaufende Fregatte ist dabei der »Sola TS« zu nah gekommen. Die Brückenbesatzung des Tankers hatte laut Medienberichten die Fregatte mehrfach aufgefordert, ihren Kollisionskurs zu verlassen und nach Steuerbord auszuweichen. Warum dies nicht geschah, wird von den norwegischen Behörden einschließlich der Marine untersucht.

Der mit rund 100.000 t Öl beladene Tanker hatte kurz vor der Kollision beim Ölterminal Sture abgelegt und war auf dem Weg zur offenen See. Er hatte sich beim Ablegen in das Fahrwasser eingeordnet. Ein Ausweichen nach Steuerbord war nicht möglich, da sich dort noch drei andere Schiffe mit Kurs See befanden.

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Foto: Behling

An der schwer beschädigten Fregatte sind die Sicherungsmaßnahmen am Wochenende weiter gegangen. Berger der Firma Boa Management und Experten der norwegisch-deutschen Klassifikationsgesellschaft DNV GL haben zusammen mit Angehörigen der Marine die Erkundung der Fregatte fortgesetzt.

Das 134 m lange Schiff liegt inzwischen mit fast 60° Schlagseite auf einem Felsen. Zwischen Ankern am Ufer und Haltepunkten am Schiff wurden Stahltrossen gespannt, die ein Abrutschen des Schiffes in tieferes Wasser des Fjords verhindern sollen.

Die Bergungsarbeiten werden sich zunächst auf das Abpumpen des restlichen Treibstoffs und das Abbergen der Munition aus dem Schiff konzentrieren. Da die »Helge Ingstad« Teil des ständigen Nato-Einsatzverbandes 1 war, hatte sie eine volle Ausrüstung mit Flugkörpern, Torpedos und Artilleriemunition an Bord. Wann das angeschlagene Schiff aufgerichtet und abgeschleppt werden kann, steht noch nicht fest. Vor dem Aufrichten muss zunächst ein Bergungskonzept erarbeitet werden.

Ähnlich wie bei der »Costa Concordia» – Lage, Schäden und Bergung sind fast identisch – dürfte dabei ein Parbuckling-Verfahren angewendet werden. Bei diesem Verfahren wird das Schiff durch den Einsatz von Gewichten und mit Stahltrossen langsam gedreht und aufgerichtet. So ein Verfahren dauert allerdings Monate. (FB)