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Anderer Name, verschärfter Personalabbau, neuer Chefaufseher – wenige Tage vor dem Abschluss der Privatisierung der HSH Nordbank sickern Details durch, wie es mit der ehemaligen Landesbank weitergehen könnte.

Demnach hat Vorstandschef Stefan Ermisch angekündigt, dass die Zahl der Mitarbeiter bei der HSH Nordbank von heute 1.720 mittelfristig auf deutlich unter 1.300 und am Ende sogar auf unter 1.000 sinken könnte. Das berichtet das Manager Magazin. Grund sei ein von den neuen Eigentümern verordneter Sparkurs. Der sogenannte Verwaltungsaufwand soll bis spätestens Ende 2021 von derzeit rund 460 Mio. € jährlich auf etwa 300 Mio. € gedrückt werden.

Auch ein neuer Name soll demnach bereits feststehen. Aus der HSH Nordbank wird die »Hamburg Commercial Bank«, abgekürzt HCOB. Die zuständigen Gremien müssen noch zustimmen, eine offizielle Bestätigung gibt es dafür bislang nicht. Neuer Chefaufseher der Bank soll offenbar der Spanier Juan Rodriguez Inciarte werden, ein Manager der spanischen Bank Santander, heißt es. Er wurde dem Vernehmen nach von der Investorenseite nominiert.

Closing in wenigen Tagen

Das ehemalige Landesinstitut der Sparkassen Hamburgs und Schleswig-Holsteins soll bis Ende November als erste deutsche Landesbank privatisiert werden. Ende Februar war der Verkauf an ein Investoren-Konsortium rund um die US-Fonds Cerberus und J.C. Flowers besiegelt worden – zum Preis von rund 1 Mrd. €. Das sogenannte Closing, also der Abschluss der Privatisierung, hatte sich jedoch seither immer wieder verzögert. Nun soll es in der kommenden Woche geschehen. Danach müssen aber noch die europäische Bankenaufsicht und die EU-Kommission zustimmen.

Stefan Ermisch, HSH
Stefan Ermisch, Vorstandschef der HSH Nordbank (Foto: HSH)

»Unsere tiefgreifende Transformation zu einer nachhaltig profitablen Bank wird ein immenser Kraftakt«, hatte Ermisch erst vor wenigen Tagen bei der Präsentation der Neun-Monats-Zahlen verkündet. Das Konzernergebnis nach Steuern war im Vorjahresvergleich von 166 Mio. € auf –103 Mio. € abgesackt, vornehmlich durch die Belastung aus der auslaufenden Zweitverlustgarantie, wie es hieß. Danach beginne »eine neue Zeitrechnung«.

Weiterer Abbau im Schiffsportfolio

Bei einem Neugeschäft von 400 Mio. € macht das Shipping-Kreditportfolio jetzt noch 5,2 Mrd. € aus – seit Ende 2017 wurden damit weitere 300 Mio. € aus dem Bestand getilgt. Zum Vergleich: Zu besten Zeiten hatte der einst weltgrößte Schiffsfinanzierer weit mehr als 40 Mrd. € an Forderungen in den Büchern. Das NPL-Portfolio, in das Altlasten ausgelagert worden waren, wurde bilanztechnisch (IFRS) und durch weitere Abverkäufe von 4,3 Mrd. € (Ende 2017) auf nur noch 975 Mio. € (September 2018) minimiert. Wie das genau gelingen konnte, bleibt allerdings vorerst ein Geheimnis der HSH.

HSH
Grafik: HANSA

NPE-Quote mehr als halbiert

Mit der Rechnungslegung nach IFRS 9 und der damit einhergehenden Fair-Value-Bilanzie- rung der Portfolio-Transaktion sowie dank dem fortlaufenden Abbau von Altkrediten hat sich die Non-Performing Exposure-Quote auf 4,5% gegenüber 10,4% zum Jahresende 2017 mehr als halbiert. Nach Abschluss der Privatisierung und dem Verkauf notleidender Kredite der Abbaubank an Investoren (Portfolio-Transaktion) werde die Bank nahezu vollständig von Altlasten befreit sein und eine auch im europäischen Vergleich niedrige NPE-Quote von rund 2% erreichen, hieß es.

Die Bank geht im Zusammenhang mit der Privatisierung und der laufenden Transformation von weiteren erheblichen Belastungen vor allem durch Restrukturierungskosten aus und erwartet deshalb für das Geschäftsjahr 2018 unverändert einen Verlust vor Steuern von rund –100 Mio. €. Im Zuge des Eigentümerwechsels könne sich diese Prognose noch ändern, heißt es.

Der Kaufvertrag für die Bank war am 28. Februar 2018 unterzeichnet worden. Künftige Eigentümer werden die privaten und voneinander unabhängigen Investoren Cerberus European Investments, J. C. Flowers & Co., GoldenTree Asset Management, Centaurus Ca- pital und die BAWAG P.S.K. AG, beziehungsweise von diesen initiierte Fonds sein.