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Die drohende Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine führt zu verstärkten Behinderungen im Schiffsverkehr von und zu den ukrainischen Häfen im Asowschen Meer.

So warnt der P&I-Versicherer Swedish Club die Reeder in einem Rundschreiben vor zunehmenden Wartez[ds_preview]eiten beim Transit der Meerenge von Kertsch. In den vergangenen Monaten hätten Schiffe bereits bis zu zehn Tage auf Durchfahrt zu den ukrainischen Häfen warten müssen. Nach dem Vorfall am Sonntag, bei dem drei Schiffe der ukrainischen Marine von der russischen Küstenwache festgesetzt wurden, sei davon auszugehen, dass sich »die Situation höchstwahrscheinlich verschlimmert«, berichtet die örtliche Agentur des Swedish Club in der Ukraine, Dias Marine Consulting.

Viele Handelsschiffe werden auf der Reise in die Ukraine bei Kertsch von den russischen Behörden inspiziert, seit Russland die Krim 2014 annektiert hat. Dabei ließen sie die Schiffe unter verschiedensten Vorwänden tagelang warten, häufig unter Verweis auf die Wetterbedingungen, stellt Dias Marine Consulting fest.

Der Umschlag und die Abfertigung in den zwei wichtigsten ukrainischen Häfen im Asowschen Meer, Mariupol und Berdyansk, gehe hingegen trotz dem inzwischen verhängten Kriegsrecht in der Ukraine regulär weiter, heißt es. Auch für ausländische Seeleute gebe es dort keine zusätzlichen Einschränkungen.

Mariupol und Berdyansk dienen vor allem als Drehscheibe für den Export von Stahl und Getreide aus der Ukraine – hauptsächlich auf Mini- und Handysize-Bulkern. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters machen Händler bei ihren Geschäften bereits einen Bogen um die zwei Häfen und versuchen ihre Lieferungen stattdessen über die Schwarzmeerhäfen zu lenken. Der ukrainische Landwirtschaftsminister Maksym Martyniak erklärte Reuters gegenüber, dass die Getreideexporte des Landes bislang unbehindert abgewickelt würden. Der Ausblick für die kommenden Wochen sei aber »unklar«, so Martyniak.

Das Exportvolumen an Getreide könnte Schätzungen zufolge in der laufenden Saison 2018/19 auf einen neuen Rekord von 47 Mio. t klettern. Jedoch geht davon nur ein kleiner Anteil über die Häfen im Asowschen Meer. Laut einer Übersicht des ukrainischen Institute for Economic Research and Policy Consulting wurden 2017 nur knapp 2 Mio. t Getreide über Mariupol und Berdyansk verschifft – dafür aber zusammen rund 4,7 Mio. t Stahl und Stahlprodukte. (mph)