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Mit Investitionen im Bulker-Segment hat Alexander Oetker seit 2003 seinen eigenen Weg in die Schifffahrt gefunden. Auch nach dem Verkauf der Hamburg Süd setzt er in Hamburg eine Familientradition fort, die einst sein Großvater begründet hat. Von Krischan Förster

Eine klare Ansage: »Bulk«, sagt Alexander Oetker, »für mich war immer klar, dass ich nichts anderes als Bulk Schifffahrt machen[ds_preview] wollte.« Und das sei nicht so sehr dem Namen geschuldet gewesen, obwohl auch dieser eine Verpflichtung hätte sein können. Schließlich hatte der Großvater einst die Reederei Rudolf A. Oetker (RAO) gegründet, den Bulker- und Tankerarm der Hamburg Süd, bis zu ihrem Verkauf im Eigentum der Oetker-Gruppe in Bielefeld.

Alexander Oetker hatte nach seiner Ausbildung zum Reederei-Kaufmann bei Bernhard Schulte und weiteren Stationen bei Hellmann und Hutchison Whampoa in Asien Anfang des Jahrtausends den Weg zurück nach Hamburg, zur RAO, gefunden. »Ursprünglich war meine ganze Berufsplanung auf eine Tätigkeit bei Hamburg Süd ausgelegt«, erzählt er.

Zwei Jahre disponierte er dort Bulker und Containerschiffe. Als sich seine Familie jedoch bei der RAO von den beiden letzten Massengutfrachtern im Eigentum trennte, wagte er mit gerade einmal 30 Jahren den Schritt in die Selbständigkeit und gründete A.O. Shipping, abgeleitet von den Anfangsbuchstaben seines Namens. Seither investiert er in dieses Schiffsegment.

Somit sorgt Alexander Oetker auch nach der Übernahme der Hamburg Süd durch Maersk dafür, dass der Name Oetker in der deutschen und Hamburger Schifffahrtszene weiterlebt. Sein Unternehmen, gegründet vor exakt 15 Jahren, führt er dabei klassisch als Schiffseigner, wobei er die Bereederung der Hamburger Reederei Orion Shipping überlässt. Mit der Familie Reith war schon Großvater Oetker eng befreundet, die heutigen Firmenchefs Alexander und Philipp setzen dies fort. Die Befrachtung übernimmt Alexander Oetker selbst. »Ich bin an Eigentum und Asset-Planung interessiert.«

Seine Investments hat er sorgsam ausgewählt. Als er 2003 mit geliehenem Geld und inmitten einer Flaute auf den Bulk-Märkten mit der »San Paolo« (46.600 tdw) seinen ersten Massengutfrachter kaufte, bekam er Schützenhilfe von Henning Oldendorff in Form einer Drei-Jahres-Charter. Es ging gut, und es folgten sukzessive weitere Schiffe.

»Es braucht immer die passende Zeit und eine günstige Gelegenheit«, sagt Oetker. Anders als bei vielen KG-getriebenen Unternehmen ging es ihm nie um schnelles Wachstum, sondern um »vernünftige« und auch opportunistische Investments unter Einsatz von möglichst viel Eigenkapital und einem möglichst geringen Anteil von Fremdfinanzierung durch Banken.

Das Prinzip »family & friends« gilt bis heute, auch Teile der weitverzweigten Oetker-Großfamilie einschließlich seines Vaters August Oetker sind seit 2012 bei den Schiffsinvestments mit an Bord. »Aber immer rein privat«, betont der A.O.-Chef. Die Familien-Holding in Bielefeld habe sich nie direkt in seinem Unternehmen beteiligt, weder mit Startkapital noch mit späteren Investitionen. Es gebe lediglich, erst seit 2012, Charterverträge seiner Schiffe mit RAO, »das ist dann aber normales Geschäft wie mit jedem anderen Kunden auch.«

Dem ersten Schiff folgten weitere, zunächst alle erworben auf dem Secondhand-Markt. Als Zielgröße habe er damals vier bis acht Einheiten angepeilt, das erfolgreiche Modell vieler griechischer Reeder habe ihm als Vorbild gedient. »Es war mir immer wichtig, die Kontrolle behalten und eng an den Schiffen sein zu können«, sagt Alexander Oetker. Und darum, das Asset-Spiel im ständigen Auf und Ab der Märkte zu beherrschen. So wurden 2006 – während der Boomjahre – die damals fünf Schiffe alle wieder verkauft. Erst 2009, nach drei Jahren Pause, gab es wieder ein erstes Schiff.

Mittlerweile besteht die Flotte wieder aus acht Einheiten, nachdem zuletzt der zehn Jahre alte Bulker »Tschaikowsky« für 14 Mio. $ bei einer Online-Auktion erworben wurde. Der Supramax (58.800 tdw), gebaut 2008 von der Werft Tsuneishi Cebu (Philippinen), gehörte zuvor zur Flotte von Borealis Maritime von Christoph Toepfer in London und wird in »Leon Oetker« umbenannt, nach Alexanders Sohn.

Zur Flotte zählten zuvor bereits weitere sieben Bulker mit einer Ladungskapazität von insgesamt gut 534.000 t, darunter ein weiterer Supramax (58.000 tdw), drei Ultramaxe (61.000–63.000 tdw), ein Panamax (76.600 tdw) und zwei Kamsarmaxe (82.000 tdw).

Drei der Schiffe wurden gebraucht erworben, »marktgetrieben«, sagt Oetker. Fünf Einheiten kamen hingegen ab 2015 als Neubauten von Taizhou Catic (2, China) und von Imabari (3, Japan) – so wie im vergangenen Jahr der Ultramax-Bulker »Florentine Oetker« (63.400 tdw), das erste Schiff seit den 1950er Jahren, das wieder den Familiennamen über die Meere trägt. »Wie wir es machen, ist am Ende immer eine Frage des Preises.«

Die Schiffe, bereedert von der Orion Shipping (Hamburg), sind an große und renommierte Bulk-Unternehmen wie Ultrabulk, Oldendorff, Norden oder eben RAO verchartert. Das jährliche Transportvolumen liegt bei A.O. bei etwa 3,8 Mio. t, geladen wird vor allem Getreide, vornehmlich im Südamerika-Verkehr. Daran seien auch die Schiffsgrößen ausgerichtet, »das ist das, was wir kennen und was unsere Kunden brauchen.«

Bis heute gilt die Schifffahrt als globales, aber eben auch als People Business, ein Geschäft, in dem persönliche Kontakte ebenso zählen wie das fachliche Know How. Manchmal helfe auch der Name Oetker, seine Familie verfüge durch die Jahrzehnte in der Schifffahrt über ein weitreichendes globales Netzwerk. Gleichzeitig sehe er den Namen aber auch als Verpflichtung, sagt Alexander Oetker. »Wir stehen für eine Tradition und für Vertrauen, das ich nicht enttäuschen möchte und darf.«

Qualität sei und bleibe daher das entscheidende Kriterium und Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz, sagt der Firmenchef. Er hat inzwischen seinen engsten Vertrauten Rembert Clüsener, einen Freund seit den gemeinsamen Kindertagen, in die Geschäftsführung berufen. Auch da wirken alte Bande, die Väter saßen gemeinsam in der Geschäftsführung von Dr. Oetker. »Wir sind ein eingeschworenes Team, in dem sich alle seit vielen Jahren kennen und Hand in Hand arbeiten.«

A.O. Shipping soll auch künftig in Familienhand bleiben und dazu dienen, vornehmlich privates Geld zu investieren. Eine bestimmte Flottengröße sei nach wie vor nicht das Ziel, vielmehr gehe es um ein langfristiges, möglichst schuldenfreies Engagement in der Schifffahrt, das einen in Ruhe arbeiten lasse, wie Oetker sagt. Also investieren, wenn die Preise niedrig sind und verkaufen, wenn der Markt anzieht. »Aber immer so, dass wir nie zu irgendetwas gezwungen sind.«

Krischan Förster