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Wilhelmshaven hat im deutschen Hafen-Wettbewerb um ein künftiges LNG-Terminal einen Schritt nach vorn gemacht. Die japanische Reedereigruppe Mitsui O.S.K. Lines (MOL) hat sich mit dem Energiekonzern Uniper geeinigt.

Neben Wilhelmshaven würden unter anderem auch die Häfen Brunsbüttel, Rostock und Stade ein großes LNG-Importterminal für den deutschen Markt beheimaten, es geht um den Energiebedarf für den deutschen Markt und nicht zuletzt um eine Kombination mit einem LNG-Bunkerterminal für die Schifffahrt. Immer wieder gibt es Meldungen über vermeintliche oder echte Fortschritte und neue Projektphasen – auch ungeachtet von Rückschlägen oder Kritik aus der Bevölkerung, etwa in Niedersachsen. So auch heute:

Uniper und MOL – nach eigenen Angaben Marktführer im LNG-Transport – teilten heute mit, dass sie sich darauf geeinigt haben, die Realisierung einer FSRU (Floating Storage Regasification Unit – eine schwimmende Regasifizierungs-Einheit) am Uniper-Standort in Wilhelmshaven »gemeinsam voranzutreiben und zu intensivieren«.

FSRU MOL
Die »FSRU Challenger« (Quelle: MOL)

Die FSRU hat eine geplante sogenannte Aussendeleistung von 10 Mrd. m³ pro Jahr und eine LNG-Speicherkapazität von 263.000 m³. Die Anlage könnte in der zweiten Jahreshälfte 2022 in Betrieb gehen, heißt es in einem offiziellen Statement. Die Partner verbinden das mit einem klaren Bekenntnis zum Standort an der Jade: »Das Projekt profitiert vom Standort in Wilhelmshaven, wo erforderliche Infrastruktur bereits vorhanden ist. Zudem ist Wilhelmshaven der einzige deutsche Tiefwasserhafen und kann ohne Gezeitenbeschränkungen von LNG-Tankern jeglicher Größe erreicht werden. Daru?ber hinaus liegt der Standort nahe der bestehenden Pipeline- und Gasspeicherinfrastruktur Deutschlands.«

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Quelle: HANSA

Im Rahmen des Projekts beabsichtigt MOL, die FSRU zu erwerben, zu betreiben und zu finanzieren. Uniper als Projektentwickler will weiterhin eng mit den zuständigen Behörden zusammenarbeiten, um die Genehmigungen fu?r den Betrieb der Anlage zu erhalten. Auch ist es erklärtes Ziel von Uniper, das Interesse zusätzlicher Marktteilnehmer fu?r Regasifizierungskapazität in der FSRU Wilhelmshaven zu gewinnen.

Ganz bewusst hat man sich offenbar für eine FSRU-Technologie entschieden, die in der LNG-Industrie weit verbreitet sei. »Im Vergleich zu einer On-Shore-Anlage kann eine FSRU kostengu?nstiger und schneller gebaut werden. Risiken aus der Bauphase werden reduziert.«

Die FSRU soll so konzipiert werden, dass die Beladung von kleineren Tankschiffen fu?r den Einsatz von LNG als Schiffskraftstoff ermöglicht wird. Des Weiteren soll es möglich sein, LNG auf LKWs fu?r den Weitertransport zu laden.

Keith Martin, Chief Commercial Officer der Uniper SE, sagte: »Wir freuen uns, dass wir bei der Entwicklung des ersten deutschen LNG-Terminals einen so erfahrenen Partner wie Mitsui O.S.K. Lines an Bord holen konnten. Unsere Partnerschaft mit MOL und die FSRU-Technologie sowie die herausragenden Eigenschaften des Standorts Wilhelmshaven fu?hren dazu, dass hier LNG Lieferungen nach Deutschland am schnellsten und wirtschaftlichsten realisiert werden können. Das kommt auch den Endkunden zugute.«

»Wir unterstu?tzen Uniper weiterhin durch unsere bestehende enge Beziehung und Zusammenarbeit, um die Realisierung des ersten LNG-Terminals in Wilhelmshaven in Deutschland zu ermöglichen.«

Takeshi Hashimoto, Senior Managing Executive Officer von MOL

Zusätzlich zur Vereinbarung u?ber die FSRU Wilhelmshaven haben Uniper und MOL einen verbindlichen Transportvertrag abgeschlossen. Demnach wird MOL Uniper LNG-Schiffskapazität äquivalent zu einem 180,000 m³ LNG Tanker zur Verfu?gung stellen. Der Vertrag beginnt im Dezember 2020. Uniper will mit der zusätzlichen Schiffskapazität LNG-Lieferungen aus dem US-amerikanischen Freeport optimieren und zur weiteren Ausweitung der LNG-Handelskapazitäten nutzen. Bereits 2015 hat Uniper amerikanische LNG-Exporte von rund 0,9 Mio. t pro Jahr unter Vertrag genommen. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zwanzig Jahren.