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Seit dem 5. Dezember 1918 besteht die Vereinigung der Nassbaggerunternehmungen (VdN). In einer globalisierten Welt liegt die heutige Aufgabe darin, auch nach 100 Jahren das Know-how des speziellen Gewerbes zu erhalten und weiterzuentwickeln

Dreizehn Firmen aus der Tiefbauwirtschaft, die im Nassbaggergeschäft tätig waren, schlossen sich damals in Hamburg zu einer Interessengemeinschaft zusammen, um[ds_preview] die speziellen Belange der Nassbaggerfirmen, die sich weder in der Bauindustrie und noch in der Schifffahrtsbranche aufgehoben fühlten, in einer eigenen Vereinigung wahrzunehmen. Die Wahrung der gemeinsamen Interessen gegenüber der Wirtschaft und der Politik nach außen sowie die Loyalität und der Zusammenhalt untereinander bestimmten die Richtlinien, die auch heute noch gelten. Der Zusammenschluss war auch eine Folge der unsicheren Lage nach der vernichtenden Niederlage im Ersten Weltkrieg mit dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches und der Neuordnung in der Weimarer Republik. Die VdN war besonders als Arbeitgeber in den Auseinandersetzungen bei den Lohn- und Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften gefordert. Die Weiterbeschäftigung des qualifizierten Personals in den Büros und auf den schwimmenden Geräten spielte ebenfalls eine wichtige Rolle.

Als entscheidend für die Gründung der VdN gilt der Regierungsbaumeister a.D. Friedrich Linsenhoff, der Leiter der Hamburger Niederlassung der Philipp Holzmann AG aus Frankfurt am Main. Er wurde der erste Vorsitzende der Vereinigung und bestimmte bis zu ihrer Auflösung am 31. Dezember 1935 im Zuge der Gleichschaltung der Berufsverbände mit der Zwangsvereinigung in der NS-Zeit maßgeblich die Geschicke des Nassbaggerverbandes. Auch nach der offiziellen Auflösung der VdN führte Linsenhoff die laufenden Geschäfte bis 1944 von Frankfurt aus weiter. Nur wenige Monate nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges kam es am 10. November 1945 in Hamburg zur Neugründung der VdN.

Nach der Konsolidierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse im Nachkriegsdeutschland konzentrierten sich die Nassbaggerbetriebe in Westdeutschland auf die Unterhaltung und Vertiefung der Wasserstraßen sowie den Ausbau der Häfen. Aber auch der Küstenschutz sowie der Deichbau spielten eine wichtige Rolle. Im sowjetisch besetzten Ost- und Mitteldeutschland wurden viele Firmen enteignet und verloren ihren Gerätepark.

»Tradition, Erfahrung und Innovation sind das Fahr­wasser für unsere künftige Entwicklung« Siegmund Schlie, Vorsitzender der VdN

Der 1952 gegründete VEB Deutsche Seebaggerei Rostock (später VEB Bagger-, Bugsier- und Bergungsreederei) war in der DDR unter anderem für die Unterhaltungs- und Ausbauarbeiten in den Häfen Mecklenburg-Vorpommerns zuständig. Der Bau des Seehafens Rostock und die Schaffung des Seekanals bildeten die herausragenden Projekte. In der Bundesrepublik Deutschland wurde in den 1980er-Jahren die Teilprivatisierung der Nassbaggerarbeiten bei der Unterhaltung der Bundeswasserstraßen durchgesetzt. 75 % werden von privaten Firmen ausgeführt.

Mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und der Währungsunion 1990 wurde die BBB Dredging, Rostock, außerordentliches Mitglied in der VdN. Im Zuge der Abwicklung vieler Großbetriebe in der einstigen DDR durch die Treuhand wurde jedoch auch die BBB Dredging 1991 verkauft, ein Jahr später meldete das traditionsreiche Unternehmen Konkurs an. Viele Mitarbeiter verloren ihren Job.

Die 1990er-Jahre hielten für viele Firmen Aufträge in den neuen Bundesländern bereit. Die Globalisierung führte allerdings auch in der Nassbaggerindustrie zu einer Konzentration und Internationalisierung der Betriebe. Viele deutsche Baukonzerne gaben ihre Nassbaggeraktivitäten auf. Die großen Laderaumsaugbagger der niederländischen und belgischen Firmen bestimmen auf vielen bundesdeutschen Seewasserstraßen bereits das Bild. Umso wichtiger ist die heutige Aufgabe der VdN, auch nach 100 Jahren das Know-how des Gewerbes zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Bereitstellung der Technik mit qualifiziertem Personal erfordert große Investitionen seitens der Mitgliedsfirmen. Die jährliche Mitgliederversammlung, wissenschaftliche Symposien, die Zusammenarbeit mit den Universitäten, Fachhochschulen sowie die Förderung und Ausbildung des Fachpersonals sind wichtige Bausteine, damit die VdN auch in der Zukunft ihre Rolle erfüllen kann.

Vierzehn mittelständische Firmen, die ihren Sitz in Deutschland haben und ihre Geräte hier betreiben, unterstützen die Arbeit und die Forschung im Nassbaggergewerbe. Sie sehen sich in der Lage, mit ihren modernen Nassbaggerfahrzeugen die Unterhaltung und den Ausbau der Binnen- und Seewasserstraßen mit den Häfen kostengünstig durchzuführen. Auch fühlen sie sich für den Küsten-und Umweltschutz sowie für den Ausbau der Offshore-Industrie im Seebereich gut gerüstet. Der seit 2009 amtierende Vorsitzende der VdN, Siegmund Schlie (Heinrich Hirdes), blickt trotz stagnierender Aufträge in den letzten Jahren optimistisch in die Zukunft.