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Der Landstromanschluss für das Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff (VWFS) »Deneb« am Neptunkai ist in Betrieb gegangen. Das rund 100 Tage im Jahr an dem Steg liegende Schiff kann mit dem Landstromanschluss auch verbrauchsintensive Maschinen wie den Kran betreiben. Anlagen in Bremer[ds_preview]haven sollen folgen.

Der Anschluss ist auf 400 Volt Wechselstrom und 200 Ampere ausgelegt. Die Neuinstallation ist eine Erweiterung des bereits vorhandenen Anschlusses für das Vermessungsschiff (VS) »Capella«. Mit dem Anschluss versorgt das BSH erstmalig eines seiner Forschungsschiffe selbst mit Landstrom.

»Das BSH ist damit in Rostock ein Vorreiter für den Ausbau von Landstromanlagen in der Hansestadt. Wir werden ab 2020 Landstromanlagen für die Kreuzfahrtschiffe in Betrieb nehmen«, berichtet Oberbürgermeister Roland Methling. Die neue Präsidentin des BSH, Karin Kammann-Klippstein, betont, dass dieser Anschluss der Auftakt für die Versorgung der Schiffsflotte des BSH mit Landstrom sei. Mit Bremerhaven sind man in der Projektierung der Einrichtung einer Landstromanlage am Kohlenkai. Dort liegen regelmäßig die Forschungsschiffe »Atair« und »Wega« und das Vermessungsschiff »Komet«. Sie werden hauptsächlich in der Nordsee eingesetzt.

BSH Forschungsschiff Deneb
Foto: BSH

Das Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff »Deneb« wurde 1993/94 bei der Peene-Werft in Wolgast gebaut und am 25. November 1994 in Dienst gestellt. Die »Deneb« ist ein Schwesterschiff der 1987 und 1990 bei der Kröger-Werft in Rendsburg gebauten Schiffe »Atair« und »Wega«. Die Aufgaben bestehen in der Seevermessung und Wracksuche, dabei überwiegend Auslotung der deutschen Küstengewässer in Nord- und Ostsee, um präzise und aktuelle Daten für die Seekarten, Sportbootkarten und weiteren nautischen Publikationen des BSH zu liefern. Bei Bedarf wird das Schiff auch zur Seevermessung in internationalen Küstengewässern oder für meereskundliche und nau-
tisch-technische Untersuchungen eingesetzt. Die »Deneb« hat 16 Mann Stammbesatzung und bietet Unterkunft für sieben Wissenschaftler und Techniker. Zur Vermessung stehen neben dem Mutterschiff zwei Vermessungsboote zur Verfügung.

Länge über alles 51,92 m
Breite über alles 11,40 m
Tiefgang 3,45 m
Bruttoraumzahl (BRZ) 969
Geschwindigkeit 11 kn
Dieselmotoren 2
Gesamtmaschinenleistung 1.568 kW
Hilfsmaschinen 2
Pump-Jet 530 kW
Heckstrahler 48 kW

BSH Schiffe nutzen GtL als Kraftstoff, Neubauten mit LNG

Die BSH-Präsidentin wies auch darauf hin, dass die Umstellung der im Hafen liegenden Schiffe auf Landstrom eine von mehreren Maßnahmen sei, die Flotte des BSH nachhaltig aufzustellen. So verwende das BSH als Treibstoff für die drei Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffe (VWFS) und zwei Vermessungschiffe (VS) den im Betrieb umweltschonenderen Treibstoff GtL – Gas–to–Liquids. Im GtL-Verfahren wird Erdgas zunächst durch die Zufuhr von Sauerstoff und Wasserdampf zu Synthesegas, dann in einem besonderen weiteren Verfahren zu langkettigen Kohlenwasserstoffen umgewandelt und nach einem Cracking-Verfahren zu Schiffstreibstoff umgewandelt. Der Treibstoff ist schwefelfrei, die Abgaswerte sind besser als bei herkömmlichen Dieselkraftstoffen.

Der 2016 in Auftrag gegebene Ersatzbau des VWFS »Atair« wird weltweit das erste seegehende Behördenschiff mit LNG-Antrieb sein. Der Ersatzbau entspricht den Vorgaben des Umweltzeichens »Blauer Engel« für umweltfreundliches Schiffsdesign. Auch die ab 2021 geplanten Ersatzbauten für die »Deneb«, die 24 Jahre alt ist, und das 28 Jahre alte Forschungsschiff »Wega« sollen die gleichen Kriterien erfüllen wie die neue »Atair«.

Rostock soll Abgasmessststaion bekommen

Kammann-Klippstein erklärt, das das BSH sich auch in seinen Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten für die Verbesserung des Umweltschutzes im Seeverkehr einsetze. So habe die Behörde unter anderem im Oktober dieses Jahres eine Station des Messnetzes für Schiffsabgasmessungen in Nord- und Ostsee in Bremerhaven in Betrieb genommen. Den in Wedel stationierten Prototyp entwickelte die Behörde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen. Für den Aufbau und Betrieb des Messnetzes hat das BSH diese Station übernommen. Neben Wedel und Bremerhaven arbeitet eine weitere Station in Kiel. Die Behörde sucht im Moment einen passenden Standort in Rostock.

Biozidfreie reinigungsfähige Beschichtungen vielversprechend

Auch in der Erforschung effizienter umweltfreundlicher Schiffsanstriche engagiert sich das BSH. Schiffe transportieren nicht nur über den Inhalt ihrer Ballastwassertanks, sondern auch über den Bewuchs auf Schiffsrümpfen nicht-einheimische Arten über die Meere. Das kann zum Eintrag und zur Verbreitung von invasiven Arten führen, die eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und für die Wirtschaft darstellen können. Bewuchs am Schiffsrumpf erhöht auch den Strömungswiderstand des Schiffes. Das wiederum führt zu einem Anstieg des Treibstoffbedarfs und damit der Emissionen.

Zur Untersuchung biozidfreier Antifouling-Beschichtungen und für Reinigungsversuche stellte das VWFS WEGA Testflächen am Schiffsrumpf zur Verfügung und begleitete die Untersuchung mit eigenen Taucheinsätzen. Die Feldtests im Rahmen des Projektes zeigen vielversprechende Ansätze von biozidfreien reinigungsfähigen Beschichtungen und für die Entwicklung neuer Reinigungstechnologien. Unterschiedliche Techniken für effektives Bewuchsmanagement befinden sich derzeit noch in der Erprobung.