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Am Jahresende 2018 kam es zu einem starken »Sell-Off« bei Schifffahrtsaktien. Bei ausgewählten Titeln gab es zwischenzeitlich kaum noch Liquidität im Markt mit der Folge, dass bereits kleine Verkaufsorder ausreichten, um starke Kursbewegungen auszulösen

Dies ist kein gutes Zeichen für die Verfassung der Märkte. Der Handel wird dominiert von kurzfristigen Tradern – langfristige Investoren sind[ds_preview] augenscheinlich kaum am Markt aktiv.

Bei der Lektüre von Analystenkommentaren zeigt sich, dass insbesondere die negativen Einschätzungen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den Vordergrund gestellt werden. Der ungelöste Handelsstreit zwischen den USA und China, die Abwärtsrevisionen der weltwirtschaftlichen Prognosen und der Haushaltsstreit in den USA überschatten derzeit die sich langsam verbessernden Rahmendaten in der Schifffahrt.

Schiffsbestellungen rückläufig

So konnten in 2018 zum Beispiel die Secondhand-Indizes für Tanker und Bulker wieder zulegen. Die Contracting-Zahlen sind auch im letzten Jahr rückläufig gewesen. Die Orderbücher wirken »auf-geräumt« und die Verhältnisse von Orderbüchern zur fahrenden Flotte weisen deutlich günstigere Werte auf als noch vor ein, zwei Jahren.

Charterraten für Tanker aufgehellt

Dieser positive Datenkranz konnte jedoch nicht verhindern, dass die Charterraten im Container- und Bulkermarkt zum Jahresende noch einmal abrutschten. Eine positive Ausnahme bildet hin-gegen der Tankermarkt, der sich im vierten Quartal deutlich erholen konnte. Hier muss man jedoch berücksichtigen, dass diese Schiffe bereits durch ein zweijähriges Tal der Tränen gegangen sind. Ob diese Erholung wirklich nachhaltig ist, wird sich noch erweisen müssen.

Die Quittung erhielten die Anleger in den Tagen nach Weihnachten. Die negative Stimmung an der Wall Street ließ den Dow Jones Index im Dezember innerhalb weniger Tage um mehr als 10% korrigieren. Schifffahrtsaktien weisen in der Regel ein hohes Beta zum Gesamtmarkt auf und fielen daher im Dezember sogar um annähernd 15%.

Große, kapitalstarke Unternehmen wie Star Bulk Carriers halbierten sich sogar annähernd im vierten Quartal des Jahres. Noch schlimmer traf es den norwegischen Markt, an dem Unternehmen wie BW LPG nur durch Aktienrückkäufe des Hauptgesellschafters vor einem noch stärkeren Kursverlust bewahrt werden konnten.

Das verflixte vierte Quartal

Abbildung 1 zeigt das ganze Dilemma. Verharrten die Kurse bis zum Oktober über fast alle Sektoren in einer stabilen Seitwärtsbewegung, kam es im vierten Quartal zu einem scharfen Kursrücksetzer. Die Offshore-Unternehmen führen die Verlierer-Liste mit weitem Vorsprung an. Kein Wunder: Bei den niedrigen Ölpreisen erscheinen immer weniger neue Offshore-Förderprojekte lukrativ. Interessanterweise konnte man jedoch auch sehen, dass in den ersten Januar­tagen viele der Aktien bereits wieder Kursgewinne realisieren konnten – gerade so, als ob viele Investoren zum Jahresende unbedingt alles aus den Büchern haben wollten.

Wir werten dies als Indiz dafür, dass Schifffahrtsaktien derzeit eher in »schwachen Händen« gehalten werden, also eher von Privatinvestoren oder von kurzfristigen Tradern. Die sogenannten »starken Hände«, also langfristige Anleger, die in schwachen Märkten antizyklisch investieren, sind momentan kaum auszumachen.

Tabelle 1 zeigt die Entwicklung unserer Sektor-Indizes über die letzten zwölf Monate. Größter Verlierer sind die Offshore-Supply-Reedereien, während die Tanker-Aktien mit einem Verlust von »nur« 11% die relativen Gewinner sind.

Mittelfristiges Bild trübt sich ein

Das mittelfristige Bild bei den Schifffahrtsaktien hat sich durch die jüngsten Kursrückgänge eingetrübt. In Abbildung 2 kann man gut erkennen, dass die rote 200 Tage-Durchschnittslinie vom Sommer 2016 bis zum Sommer 2018 langsam, aber stetig anstieg und eine Erholung der Märkte signalisierte. Mit dem jüngsten Kursrutsch ist diese Erholungsphase erst einmal beendet.

Eine Rückkehr zu deutlich festeren Kursen bedarf unseres Erachtens eines positiven externen Schocks, wie zum Beispiel einer Lösung des US-chinesischen Handelsstreits. Eine solche Lösung scheint sich derzeit aber noch nicht abzuzeichnen.