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Über die endgültige Zukunft der angeschlagenen Bremer Landesbank soll bis Jahresende entschieden werden. Parallel zur nötigen Kapitalerhöhung wird die komplette Übernahme durch die NordLB immer wahrscheinlicher
Wie jüngst bekannt wurde, muss die Bremer Landesbank ungeplant zusätzliche 400Mio. € in die Risikovorsorge stecken. Grund sind erhebliche Einzelwertberichtigungen auf[ds_preview] Schiffskredite. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr hatte die Risikovorsorge 341Mio. € erreicht, das war bereits eine neue Rekordsumme in der Geschichte der BLB.

Zuletzt machte das Geschäftsfeld Schiffsfinanzierung mit etwa 6,5Mrd. € rund ein Drittel des gesamten Kreditvolumens der Landesbank aus. Dieser Anteil soll in den kommenden zwei bis drei Jahren deutlich auf 4 bis 4,5Mrd. € reduziert werden, hatte BLB-Vorstandschef Stephan-Andreas Kaulwers bereits im April bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für 2015 angekündigt.

Doch der geplante Abbau des Portfolios (zuletzt noch 640 Schiffe) gelingt angesichts des anhaltenden Verfalls der Schiffswerte nicht wie vorgesehen. Große Transaktionen wie die Übertragung von 24 Containerschiffen einschließlich Finanzierung an das niederländisch-norwegische Reederei-Konsortium von Vroon und Marsoft blieben die Ausnahme. Daher, so erfuhr die HANSA aus Insiderkreisen, wurde im Bankvorstand der Beschluss gefasst, einen harten, radikalen Schnitt vorzunehmen und dafür einmalig hohe Verluste in Kauf zu nehmen.

Nach Angaben des BLB-Vorstandsvorsitzenden Kaulwers ist die Hälfte aller Schiffe »leistungsgestört« – es fließen weder Zinsen noch Tilgung. Auf Druck der EZB als Bankenaufsicht sei jetzt für den besonders »ausfallgefährdeten« Teil des Portfolios der Abschreibungsbedarf neu ermittelt worden. Die Schiffsbewertung erfolgte demnach nicht mehr wie bisher nach dem »discounted cash flow« einschließlich einer häufig unterstellten Markterholung in den kommenden Jahren, sondern zu heute aktuellen Marktpreisen. Je nach Schifffahrtssegment und Alter der Schiffe entspricht dies im schlimmsten Fall nur noch dem Schrottwert, bilanziell als Totalverlust zu werten. Solche Schiffe würden nun vermehrt auf Exit gestellt und zwangsverwertet.

Das hat Folgen. Die Wertberichtigungen einschließlich der zusätzlichen Risikovorsorge für die Portfolio-Bereinigung könnten in diesem Jahr ein Volumen von geschätzt bis zu 700 Mio. € erreichen. Beim Konzernergebnis rechnet die Bank daher mit einem »Minus in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe«. Bereits im Vorjahr hatte es einen Gewinneinbruch um gut 90 % auf nur noch 5 Mio. € gegeben. Für 2016 hatte Kaulwers bereits im April einen Abschluss in den »roten Zahlen« nicht ausgeschlossen, die nun verkündete Größenordnung kommt allerdings doch überraschend.

Fest steht auch, dass die von der Bankaufsicht geforderte Kernkapitalquote (zuletzt 10,8%) ohne zusätzliche Hilfe nicht gehalten werden kann. Nur einen Teil des Geldes, so ist zu hören, kann die Bank wohl aus eigener Kraft aufbringen. Wie schon in der Vergangenheit könnten Anleihen emittiert werden, auch synthetische Verbriefungen seien denkbar. Für den Rest ist externe Hilfe vonnöten, der Kapitalbedarf wird mit 350 bis 400Mio. € beziffert.

Von den bisherigen Anteilseignern kommt offenbar nur die NordLB (bislang 55%) als Kapitalgeber in Frage. Die niedersächsischen Sparkassen (4%) sind zu »klein«, das Haushaltsnotlage-Land Bremen (41%) sieht sich zu weiteren Einzahlungen nicht imstande. Die Ergebnisse der BLB werden heute schon vollständig in der NordLB konsolidiert, formell aber agierten die Bremen eigenständig. Damit ist es vorbei.

Eine Variante: Die NordLB kauft alle Anteile Bremens an der Landesbank komplett ab – Bewertung und möglicher Preis sind allerdings noch unklar. Die BLB wäre dann eine 100%-ige Tochter der NordLB.

Zweite Möglichkeit: Bremen bringt seine Anteile in die NordLB-Gruppe ein – wäre dann aber nur noch mit höchstens 7% Mitgesellschafter in der neuen Gruppe. Eine von Bremen angestrebte Sperrminorität von 25% scheint vom Tisch. Ohne Geld auch kein maßgeblicher Einfluss, heißt es in Hannover.

Die Träger würden dafür Sorge tragen, dass das Kapital der Bank in einem angemessenen Umfang intakt gehalten wird, hieß es jetzt. »Wir sind uns aber einig, dass die Bremer Landesbank ein aktives, wertvolles Mitglied der NordLB-Gruppe bleibt und ihre eigene Identität behalten soll«, sagte Gunter Dunkel, Vorstandsvorsitzender der NordLB. Über die Art und Weise der Kapitalerhöhung werden derzeit intensive Gespräche geführt. Die erforderlichen Entscheidungen sollten bis Jahresende 2016 umgesetzt werden, noch müssten alle vertraglichen Folgen geprüft werden.

Allerdings ist die NordLB, aus den gleichen Gründen wie die BLB, ebenfalls angeschlagen und hat Anfang des Jahres einen ähnlich strikten Kurs der Portfolio-Verkleinerung verkündet. Das heutige Kreditvolumen in Höhe von 19Mrd. € soll innerhalb der kommenden fünf Jahre auf 12 bis 14Mrd. € abgeschmolzen werden, »auch wenn dies zusätzliche Belastungen mit sich bringt«, hatte der scheidende Vorstandschef Gunter Dunkel erklärt. Auch die NordLB geht von einem negativen Ergebnis für 2016 aus, nachdem bereits das Vorjahr mit einem Verlust von 98Mio. € (vor Steuern) geendet hatte. Allerdings gilt das Hannoveraner Geldinstitut mit einer Kernkapitalquote von 12,6%) als deutlich kapitalstärker als die kleinere BLB.
KF