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Die HSH Nordbank, einst der weltgrößte Schiffsfinanzierer, friert ihr Neugeschäft faktisch ein. Angesichts der Marktsituation falle man als Kreditgeber derzeit aus.

Im Schifffahrtsbereich zeichnete die HSH Nordbank im vergangenen kaum noch Neugeschäft: Lediglich 300 Mio. € ware[ds_preview]n es gegenüber 800 Mio. € im Jahr 2015. Kein Vergleich mehr zu früheren Zeiten, als Milliarden ausgereicht wurden. Ein klares Signal für den Kurs, den man in der nächsten Zeit fahren will. »Unsere Risikostandards sind so weit weg von der Realität der Märkte, dass wir als Kreditgeber für die Schifffahrt derzeit ausfallen«, erklärte HSH-Vorstandschef Stefan Ermisch bei der Vorstellung der Bilanz für 2016.

Noch 17 Mrd. € im Schifffahrts-Portfolio

Das Schifffahrtsportfolio in der Kernbank umfasst derzeit 7,1 Mrd. €, davon gelten »nur« 700 Mio. € als »non-performing«. Weitere 9,9 Mrd. € liegen in der Abbaubank. Dort ist die Ausfallrisiko mit einem NPE-Anteil von 8,3 Mrd. € (84%) weiter extrem hoch.

HSHGroß ins Neugeschäft einsteigen werde man erst wieder, wenn die Angebotsseite sich neu orientiert habe, die Unternehmen entsprechendes Eigenkapital einbringen könnten und sich ein insgesamt positiver Ausblick biete. »Aktuell sind wir hier sehr vorsichtig«, so der HSH-Vorstandschef, der nach eigenen Angaben die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen will. Man werde zwar auch im Zukunft der Schifffahrt treu bleiben, jedoch »zu völlig anderen Bedingungen«, erklärte Ermisch.

HSHAbbau heißt stattdessen die Devise. Allein 2016 sei die Bank insgesamt 10 Mrd. € über alle Geschäftsbereiche losgeworden. Darunter wurden (nominell) 5 Mrd. € in die Ländergesellschaft AöR abgegeben. 2017 will die HSH Nordbank das Portfolio um weitere rund 3 Mrd. € reduzieren. »Wir haben beim Abbau große Schwierigkeiten, weil die Garantiestruktur ein schnelleres Handeln nicht ermöglicht«, räumte Ermisch ein, »das hat die Probleme der HSH noch vergrößert«. Die großen Schritte seien bereits in den vergangenen beiden Jahren getan worden, jetzt stünden nur noch kleinere an.

Risikovorsorge auch 2017 eine Belastung

Ermisch sieht dabei jedoch nicht schwarz für die Zukunft der Schifffahrt. Nach acht Jahren der Krise sei nun deutlich eine Stabilisierung des Marktes erkennbar. Der »fulminante Einbruch« 2016 sei der Furcht vor einem Nachlassen der chinesischen Nachfrage geschuldet gewesen. Diese Befürchtungen hätten sich jedoch nicht bestätigt. »Seit einigen Monaten dreht sich die Situation nun wieder«, stellt er fest. Der Markt beginne sich zu auszubalancieren, Insolvenzen und Fusionen weltweit sorgten für eine Entspannung der Angebotsseite.

Eine erste Tendenz seien die steigenden Raten im Massengutgeschäft in den letzten Monaten. »Hier hat sich die Situation innerhalb von ein paar Wochen gebessert«, so Ermisch. Und auch im Containerbereich, wo der Tonnage-Überhang nicht zuletzt von deutschen Reedern produziert worden sei, zeige sich eine Besserung bei den Raten und eine »Bodenbildung«. Die Rückgänge im Tankersegment seien nach dem Höhenflug in den letzten Jahren nicht dramatisch, ein Rückgang auf Normalmaß eben. »Hier stehen alle noch im Kapitaldienst.«

Der Ausblick für 2017 ist positiv, hier erwartet die Bank ein Konzernergebnis auf Vorjahresniveau. Schon die Quartalsergebnisse würden »wahrscheinlich sehr gut«, schätzt Ermisch. Die Risikovorsorge könne wohl etwas reduziert werden, werde aber auch 2017 noch eine Belastung für die Landesbank darstellen. »Die Exzesse bei der Risikovorsorge – wie auch bei der Kreditvergabe – liegen definitiv hinter uns.«

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