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Dubais Aufstieg gründet auf mehreren Pfeilern. Dazu zählt auch die maritime Industrie. Einige Unternehmen haben sich in unterschiedlichen Segmenten als wichtige Marktakteure etabliert, etwa Drydocks World und Grandweld.


Der Werftkonzern Drydocks World stieg 1994 in das Neubaugeschäft ein. Seitdem verzeichnete man 80 Ablieferungen – inklusive Projekte aus dem Offshore[ds_preview]-Bereich. Daneben ist das Conversion-Geschäft das Hauptbetätigungsfeld in Dubai. Zahlreiche Tanker etwa wurden zu schwimmenden Ölförderanlagen (FPSO) umgebaut. Bei 11,5m tiefem Wasser stehen zehn Liegeplätze auf 3.130m Länge zur Verfügung. Das Portfolio umfasst neben einigen weiteren Anlagen zwei Krane mit jeweils 120t Kapazität sowie einen Schwimmkran für 2.000t. In den Docks können Einheiten mit bis zu 521m Länge und 100m Breite bearbeitet werden. Mittlerweile entstehen dort auch Offshore-Module, die zu den größten ihrer Art gehören – für Windparks und Gasförderprojekte.

Ein Beispiel ist die Konverterplattform »DolWin beta«. Die Topside mit sechs je 50m langen Stahlbeinen hat die Ausmaße eines Fußballfeldes. In Kombination mit der Unterkonstruktion ist sie 77m hoch. Das schwerkraftbasierte Konzept (GBD) wurde noch vom Automatisierungsunternehmen ABB, das das gesamte Netzanbindungsprojekt steuert, gemeinsam mit der norwegischen Werft Aibel entwickelt. Der mittlerweile abgeschlossene Stahlbau erfolgte aber in Dubai. Die fertige Plattform wird 20.000t Gesamtgewicht haben.

Ein weiteres Beispiel ist die Beteiligung am umfangreichen »Prelude«-Projekt von Shell. Dabei profitiert die Werft wie andere von den vielen Offshore-Förderprojekten für Öl und Gas. Für das Ankersystem der weltgrößten, schwimmenden LNG-Förderungs-, Verflüssigungs- und Lagerungsanlage (FLNG) lieferte DDW jüngst die ersten Turm-Module (Turret). Es soll der FLNG-Unit eine stabile Position auch bei schweren Witterungsbedingungen ermöglichen. Der Shell-Konzern wird die »Prelude« in den nächsten 25 Jahren vor der Nordwestküste Australiens einsetzen. Insgesamt liefert die Werft sechs dieser Elemente für das knapp 100m hohe Turmsegment. Das gesamte Mooring-System wird dann 11.000t wiegen. Um die ersten beiden Turret-Module zur Weiterverarbeitung auf den Weg nach Südkorea zu schicken nutzte DDW acht selbstangetriebene Modulfahrzeuge (self-propelled modular trailers, SPMT) mit zwei mal 22 Achslinien. Die Werftverantwortlichen sind stolz auf das Erreichte und sehen sich auf einem guten Weg: »Wir haben unsere hohe Qualität in punkto Bau und Sicherheit bewiesen«, sagt Chairman Khamis Juma Buanim. In der Vergangenheit hatte DDW bereits ähnliche Strukturen für SBM Frade, Saipem und BW Offshore geliefert. »Für die Zukunft sind wir immer auf der Suche nach weiteren anspruchsvollen Projekten, die unsere Position im Offshore-Markt stärken«, ergänzt Ali Al Suwaidi, Vizepräsident für Projektmanagement.

Das Öl- und Gasgeschäft soll in den kommenden Jahren weiter stark ausgebaut werden. Chairman Khamis Juma Buamim sieht darin den am meisten wachsenden Markt in der maritimen Branche. Aber auch auf dem Umbau von Tankern und FPSO soll weiter großer Wert gelegt werden.

Ein erheblicher Anteil der Geschäfte tätigt DDW mit Kunden aus Europa – auch im schiffbaulichen Segment. In den vergangenen Jahren entfielen etwa 39% der Servicearbeiten an Schiffen auf Europa. Davon wiederum stammen 18% aus Deutschland. So hat die Werft nach eigenen Angaben langfristige Vereinbarungen beispielsweise mit Maersk, BP Shipping, Euronav Ship Management, Bernhard Schulte Shipmanagement und der NSC Schiffahrtsgesellschaft. Im Persischen Golf hat DDW sich eine herausragende Stellung im Drydock-Bereich erarbeitet, mit einem der größten Schwimmkrane der Region. Außerdem arbeitet man unter anderem mit ABB, Shell, TenneT, SBM Offshore, Aibel, Wärtsilä, MAN und GTT France zusammen. Auf Europa entfielen in den vergangenen Jahren Verträge mit einem Gesamtvolumen von 250Mio. $. In den kommenden fünf Jahren sollen es über 1,7Mrd. $ sein. Zu den Aushängeschildern gehören unter anderem auch »Eagle Louisiana« und »Eagle Texas«, zwei Auffangschiffe für Öl- und Gasaustritte auf See, Seismik-Schiffe für Polarcus oder der LNG-angetriebene Hafenschlepper »Elemarateyah«.

Grandweld: Spezialist für Arbeits- und Support-Schiffe

Eine weitere bedeutende Werft mit Sitz in Dubai, wenn auch mit anderem Schwerpunkt als DDW, ist Grandweld Shipyards. Das 1984 gegründete Unternehmen hat sich auf kleinere Arbeits- und Offshore-Support-Schiffe spezialisiert und sich in dem Segment einen sehr guten Namen erarbeitet. Auf dem über 55.000m2 großen Gesamtareal, inklusive 13.500m2 überdachter und 8.000m2 freier Schiffbaufläche, können über 30 Einheiten gleichzeitig gefertigt werden. Neben den 100m langen Liegeplätzen können die Schiffbauer auf einen 720-t-Kran und zwei Ship-Lift-Anlagen zurückgreifen. Der größere hat bei 130m Länge und 35m Breite eine Kapazität von 6000t. Der »kleine« kommt auf 3000t bei 90m Länge und 25m Breite.

Zum Portfolio gehören Hafen- und Rettungsschlepper, diverse Arbeitsschiffe, selbstangetriebene Bargen und Schwimmkrane sowie Support-Schiffe für seismische Projekte, Taucharbeiten, aber auch Ankerziehschlepper oder Offshore-Windanlagen. Auch der Bau von Crewschiffen und Lotsenbooten sowie Patrouilleneinheiten ist möglich. Im Seismik-Segment wurde zuletzt die »Bourbon Cormorant« an den Dienstleister Bourbon Offshore übergeben. Der 53,8m lange Neubau hat ein hybrides Antriebssystem für eine flexible Nutzung mit diesel-mechanischem, diesel-elektrischem oder hybridem Antrieb. Je nach Einsatzbedingungen sollen auf diese Weise Treibstoffverbrauch und Emissionen gesenkt werden. Die »Bourbon Cormorant« soll Schlepp- und Versorgungsarbeiten übernehmen.

Neben der klassischen Stahlfertigung bietet Grandweld auch Neubauten in Aluminiumbauweise an, die von hauseigenen Experten entwickelt werden. Bis zu zwölf Ablieferungen pro Jahr sind möglich. Die jüngste Ablieferung war die der »Polar Star«, ein 43m langes Crew Boot für das mexikanische Unternehmen Cotemar S.A. Bis zu 100 Offshore-Arbeiter können auf dem maximal 26kn schnellen Neubau transportiert werden. Zusätzlich gibt es 100m2 Decksfläche für 90t Ladung. Die »Polar Star« wurde eigens für die speziellen Anforderungen im Golf von Mexiko entwickelt und entspricht allen Ansprüchen der US Coast Guard.

Ein zweiter Schwerpunkt der Schiffsexperten liegt auf dem Reparaturgeschäft, das sowohl am Stammsitz als auch am Standort der Jaddaf Docking Yard ausgeführt wird. Dort stehen zehn zusätzliche, jeweils 100m lange Docks sowie ein Ship-Lift (102m x 25m) mit 2.530t Kapazität für Reparaturen, Instandsetzungen und Umbauten zur Verfügung. In diesem Segment gibt es Angebote auch für Yachten: Dazu zählen Farberneuerungen, Maschinenüberholungen oder auch allgemeine Reparaturen. Diese Anlage erstreckt sich über 29.000m2.


Michael Meyer