Print Friendly, PDF & Email

Von »Krise« will Holger Franz, Vorstand der Ostfriesischen Volksbank (OVB) nichts hören. »Das ist für uns längst abgehakt«, sagte er[ds_preview] bei der Bilanzvorstellung für das Jahr 2015. Das gilt vor allem auch für die schiffsfinanzierende Sparte der in Leer beheimateten Genossenschaftsbank. Während andere Institute weiter millionenschwere Rücklagen und Werberichtigungen auf »faule« Kredite bilden müssen, ist die OVB damit bereits seit zwei Jahren durch. »Wir haben keinerlei krisenbedingte Belastungen mehr in den Büchern«, betont Franz.

Im Gegenteil: Im vergangenen Jahr wurde Neugeschäft in beachtlicher Höhe abgeschlossen. Allein das Kreditvolumen in der Seeschifffahrt stiegt um rund 25% auf rund 230Mio. €. Dass sich nicht nur diese Summe, sondern auch alle sonstigen Finanzkennzahlen im Vergleich mit den Marktführern eher bescheiden anhören, stört Franz nicht im Geringsten. Selbst vor Ausbruch der Krise im Jahr 2008 waren es nie mehr als 250Mio. €, in Spitzenzeiten kamen eine weitere ¾ Mrd. € von Konsortialpartnern dazu. »Wir operieren seit jeher in einer Nische.« Der Fokus richtet sich auf Projekte mit Reedern aus der ostfriesisch-emsländischen Region – die Übernahme der Volksbank Kehdingen hat den Kundenkreis im vergangenen Jahr noch einmal deutlich vergrößert.

Für die Seeschifffahrt prognostiziert Franz auch für 2016 ein schwieriges Umfeld mit »bescheidenen Frachtraten«. Im Bereich der Großcontainerschifffahrt und bei großen Massengutschiffen, die zurzeit desaströse Einnahmesituationen zu verzeichnen hätten, sei die Bank allerdings nicht engagiert. Zudem habe sie sich in den letzten Jahren in enger Zusammenarbeit mit den Reedereien konsequent von nicht mehr zukunftsfähiger Tonnage getrennt. »Drei Viertel der Schiffe sind erst nach 2008 ins Portfolio gekommen.«

Auf 5Mio. € ist das Engagement der OVB im Einzelfall begrenzt, für größere Finanzierungen werden Ko-Finanzierer wie die DZ Bank oder eine der Landesbanken ins Boot geholt. »Wir sind eine kleine Bank und agieren entsprechend vorsichtig«, sagt Franz. Das gilt auch für die Bewertung der einzelnen Schiffe. Mit maximal dem aktuellen Marktwert abzüglich eines 20%igen Krisenabschlags stehen sie in den Büchern. Turnusgemäß werden die Werte einmal im Jahr überprüft, im Bedarfsfall auch häufiger.

Die Einzelfallprüfung gilt auch für die vorrangig in Hannover bei der Bank für Schiffahrt (BfS) gebündelten Aktivitäten in der Binnenschifffahrt. Einem Neugeschäft im Wert von von rund 30Mio. € standen Tilgungen von gut 20Mio. € gegenüber. Das Plus gegenüber dem bereits sehr starken Jahr 2014 von etwa 5% ließ das Kreditvolumen auf mittlerweile knapp 200Mio. € anwachsen, vor drei Jahren waren es dagegen erst 150Mio. €.