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Vor Nigeria ist ein Schiff der Hamburger Reederei Peter Döhle Opfer einer Piraten-Attacke geworden. Die »Demeter« ist mittlerweile sicher, jedoch wurden sechs Seeleute entführt.

Die Reederei bestätigte den Überfall, der sich am Samstagmorgen ereignete. Demnach wurde das 220 m lan[ds_preview]ge Containerschiff (Baujahr 2005, 3.091 TEU) – aus Äquatorial-Guinea kommend –  kurz vor der Einfahrt in den nigerianischen Hafen Onne überfallen. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei den Piraten um eine Gruppe von acht Männern, die sich der »Demeter« in einem Speedboot näherten.

Piraterie, Piraten, Nigeria
Nigerias Marine bekommt das Problem nach wie vor nicht in den Griff

Was danach an Bord geschah, ist noch unklar. Döhle teilte lediglich mit, dass sechs der 18 Besatzungsmitglieder entführt wurden. Den übrigen 12 Seeleuten gehe es den Umständen entsprechend gut. Die unter Liberia-Flagge fahrende »Demeter« mit P&I-Deckung beim Standard Club ist kurz nach dem Überfall in sichere Gewässer gefahren.

Laut Maklerangaben war der Döhle-Frachter gerade für weitere 4-6 Monate zu 8.500 $/Tag an CMA CGM für die Mittelmeer-Westafrika-Fahrt verchartert worden.

Die Reederei nahm unverzüglich Kontakt zu den Sicherheitsbehörden sowie dem Piraterie-Zentrum des International Maritime Bureau (IMB) auf. »Wir werden sehr eng mit den lokalen Behörden und professionellen Beratern kooperieren, um die Crew so schnell wie möglich zu befreien«, heißt es in einem Statement. Weitere Angaben zu einer eventuellen Lösegeldforderungen oder einem Kontakt zu den Piraten gibt es nicht.

»Soft Power« soll Abhilfe schaffen

Labonne, Gogin
Gogin-Leiter Vize-Admiral Jean-Pierre La­bonne (Foto: Gogin)

Weltweit gab es im Jahresverlauf zwar weniger Piraten-Attacken. Allerdings gilt der Golf von Guinea und vor allem Nigeria nach wie vor als Hotspot. Im August wurden beispielsweise ebenfalls Seeleute eines Frachters verschleppt.

Weil die Militärs der Piraten vor Westafrika noch immer nicht Herr werden, wurde erst kürzlich eine neue »soft power«-Initiative gegründet. Das EU-Projekt »Gogin« setzt auf die Macht des Informationsaustausches und Training. Das »Golf of Guinea Interregional Network« (Gogin) soll die Kooperation zwischen 19 Küstenstaaten von Senegal bis Angola – mit einer gesamten Küstenlänge von mehr als 6.000km – sowie regionalen Sicherheitszentren unterstützen. Gemeinsame Planungen, Koordination, Kommunikation und IT-Infrastruktur werden entwickelt.

Gogin-Leiter Vize-Admiral Jean-Pierre La­bonne erläuterte im Gespräch mit der HANSA: »Gogin profitiert von den Erfahrungen, unter anderem beim Informationsaustausch und bei Ausbildungsmaßnahmen. Das Besondere daran ist allerdings, dass die afrikanischen Partner selbst ein Konzept aufgebaut haben, die »Yaoundé-Architektur«, deren Umsetzung wir unterstützen wollen.«

Golf von Guinea ist ein Piraterie-Hotspot

Die Situation im Golf von Guinea ist nach wie vor unbefriedigend. Die NGO Oceans Beyond Piracy (OBP) meldete für 2016 95 Pirateriefälle in Westafrika – im Vergleich zu 2015 mit 54 Attacken eine deutliche Steigerung. Zwei Drittel der Überfälle fanden vor Nigeria statt. Bemerkenswert ist die Verschiebung von Öldiebstählen – die zuvor stets den Großteil ausgemacht hatten – auf Entführungen. So stieg die Zahl der als Geiseln genommenen Seeleute von 44 auf 96. Allein zwischen Januar und Mai dieses Jahres wurden weitere 31 Besatzungsmitglieder verschleppt.

Die größte Hürde für mehr Sicherheit im Golf von Guinea ist bekanntermaßen Nigeria: Öldiebstahl, Rebellengruppen, Überfälle, Korruption – die Probleme sind genauso groß wie altbekannt. Ein Großteil der Überfälle auf See geht auf nigerianische Piraten zurück.

Der Erfolg von Gogin hängt also zu einem großen Teil davon ab, ob Nigeria mitzieht. Bislang verweigerten sich die Regierungen in Abuja allerdings stets ausländischer Einmischung. Labonne ist optimistisch: »Wir sehen ermutigende Signale aus Nigeria. Das Land ist ein aktiver Teilnehmer«, sagt er ohne weitere Details zu nennen.