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Die Strandung des Schüttgutfrachters »Glory Amsterdam« im Sturm vor der deutschen Küste hielt für einige Tage die maritime Welt in Atem. Die HANSA fasst die Ereignisse zusammen

Am 29. Oktober hatte sich die »Glory Amsterdam« im Sturm von ihrem Ankerplatz in der deutschen Bucht losgerissen und trieb[ds_preview] bei starkem Seegang mit zwei ausgebrachten Ankern in Richtung Langeoog. Alle Versuche, das manövrierunfähige Schiff zurück ins Fahrwasser zu schleppen, schlugen fehl. Dann wurde der Bulk Carrier vom starken Nordwest-Wind 2,2 km vor Langeoog auf Grund getrieben. Das Wasser ist dort nur etwa 7 m tief, es herrschen Windstärken von 8 bis 9 Bft. mit Wellenhöhen bis 7m.

Die »Glory Amsterdam« (Bj. 2006 bei Oshima, 77.000 tdw, 225m) war unbeladen und fuhr unter Ballast, hatte aber gut 1.800t Schweröl und 140t Marinediesel an Bord. Das Schiff fährt unter der Flagge Panamas und gehört der griechischen Erasmus Shipinvest, an Bord waren 22 Mann Besatzung.

Ein Freischleppversuch mit dem Hochseeschlepper »Nordic« und dem Mehrzweckschiff »Mellum« wurde vorbereitet und der Havarist regelmäßig vom Ölüberwachungsflugzeug des Havariekommandos überflogen. Der Seenotrettungskreuzer »Hermann Marwede« der DGzRS war zunächst auf dem Weg zum Havaristen, konnte aber wieder abdrehen, die Schlepper »Jade« und »Bugsier 9« hielten sich in Bereitschaft.

Die Besatzung der »Nordic« hatte mehrfach eine Notschleppverbindung hergestellt, diese brach aber immer wieder. Dann wurde ein Boardingteam per Hubschrauber auf dem Havaristen abgesetzt. Den für den Abend des 30. Oktober geplanten Bergungsversuch musste das Havariekommando absagen. Das Wasser am Unglücksort war für den Einsatz großer Schlepper nicht tief genug. Spezialisten des Bergungsunternehmens überprüften derweil mit dem Boardingteam den Zustand des Schiffes und sammelten Daten für das Bergungskonzept.

Langsam besserten sich die Wetterbedingungen mit Böen bis 7Bft. und Wellenhöhen bis 2m. Mehrere Schlepper hielten sich weiter bereit, darunter »Mellum«, »Nordic«, »Bugsier 9« und »Bugsier 10« sowie »VB Weser« und »Jade«.

Das von der Reederei beauftragte Bergungsunternehmen und das Havariekommando hatten inzwischen ein Bergungskonzept entwickelt, die Boskalis-Schlepper »Fairmount Summit« und »Union Manta« waren auf dem Weg zum Einsatzort. 16.000t Ballastwasser wurden abgepumpt, um das Schiff zu leichtern. Bei etwas besserer Witterungslage gelang es, Schleppverbindungen mit der »Fairmount Summit« und der »Union Manta« herzustellen. Am Morgen des 2. November gelang es, die »Glory Amsterdam« in tieferes Wasser zu ziehen.

»Jade«, »Bugsier 11« und »Multratug 4« schleppten sie nach Wilhelmshaven. Das Bergungsteam an Bord konnte keinen Schaden am Schiffskörper feststellen. Der Bulker kam zu German Dry Docks in Bremerhaven zur Reparatur. Unter anderem war die Ruderanlage beschädigt.

Der Havarie folgt auch ein juristisches Nachspiel. Die Polizei ermittelt gegen den Kapitän der »Glory Amsterdam«. Er soll durch fehlende Kooperationsbereitschaft die ersten Bergungsversuche mit dem Notschlepper verhindert haben, wodurch es überhaupt erst zur Strandung vor Langeoog gekommen sein könnte.