Northern Lloyd setzt Fuß in den Lloyd’s-Markt

Northern Lloyd
Stefan Gläbe (r.) und Christoph Schröder (Foto: Hollmann)
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Der Bremer Versicherungsmakler regelt die Nachfolge und sucht jetzt den direkten Zugang zum führenden Transportversicherungsmarkt. Von Michael Hollmann

Rund ein Jahrzehnt nach Gründung vollzieht der Schiffsversicherungsmakler Northern Lloyd in Bremen erstmals einen Generationenswechsel an seiner Spitze. Seit Jahresanfang[ds_preview] (2018) hat der gelernte Jurist Stefan Gläbe die alleinige Verantwortung in der Geschäftsführung.

Der 47-Jährige, der im Februar 2016 in das Unternehmen eintrat, hat die Nachfolge des Gründers und bisherigen Mehrheitsgesellschafters Christoph Schröder angetreten und soll sukzessive alle Anteile übernehmen. Schröder (60) bleibt der Firma, wie es in solchen Fällen nicht unüblich ist, als Berater erhalten.

Mit der »nötigen Portion Demut, aber auch mit Euphorie« wolle er sich ans Werk machen, Northern Lloyd weiterzuentwickeln und noch internationaler auszurichten, sagt Gläbe, der zuvor unter anderem für die Hamburger Reederei Bernhard Schulte tätig war – zuerst als Director Asset & Corporate Finance Asia in Singapur und anschließend als Director Corporate Sales für die Bereederungsfirma der Gruppe (BSM) in Hamburg. Damit gilt er als Quereinsteiger im Versicherungssektor, was aus Sicht von Schröder hilfreich ist, um frischen Wind ins Geschäft zu bringen. »Er ist nicht im Versicherungsbereich groß geworden und kann damit leichter neue Impulse setzen.«

Zu den ersten Projekten unter Gläbes Regie zählt der Antrag auf Zulassung als Lloyd’s-Broker, womit Northern Lloyd zu den Vorreitern innerhalb der Maklerschaft in Deutschland zählt. Im Laufe des ersten Quartals, hofft Gläbe, werde der Registrierungsprozess bei Lloyd’s of London abgeschlossen sein. »Für uns ist das eine Notwendigkeit, um enger mit den werthaltigen Versicherern zusammenarbeiten zu können«, erklärt er.

Bislang platziert Northern Lloyd Risiken in der international führenden Versicherungsbörse mit Hilfe von Co-Brokern mit Lloyd’s-Status, so wie es die meisten Mitbewerber tun. Um kreativ zu werden und eigene Spezialprodukte für Versicherungsnehmer in der Schifffahrt mit ausarbeiten zu können, brauche man aber den direkten Zugang zu den Syndikaten und ihren Underwritern. »Wir wissen noch nicht genau, was sich aus der Zusammenarbeit ergibt. Aber ganz bestimmt können wir einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen, indem wir direkt am Markt vertreten sind«, ist Gläbe überzeugt. Auch Christoph Schröder sieht die Lloyd’s-Zulassung als Chance für Northern Lloyd, bei den großen Zukunftsthemen ganz vorn mit dabei zu sein.

Ein Beispiel dafür sei die Cyber-Versicherung für die Schifffahrt. Maßgeschneiderte Deckungen für Schäden am Schiff, für die Haftung gegenüber Dritten oder für Beschäftigungsausfälle aufgrund von Hackerangriffen seien derzeit noch rar gesät. Bei der Ausarbeitung von Ideen und Konzepten werde der Lloyd’s-Markt aber mit Sicherheit eine prägende Rolle spielen – so wie es im vergangenen Jahrzehnt schon bei der Entwicklung der Kidnap & Ransom-Versicherung für die Entführung von Besatzungen und Schiffen durch Piraten der Fall gewesen sei, so Schröder.

Einen seinen erfahrenen Broker will Northern Lloyd ab diesem Jahr dauerhaft in London stationieren. Bürokapazitäten sollen bei dem Londoner Lloyd’s-Broker Alston Gaylor & Co. angemietet werden.

Nach zehn Jahren Geschäftstätigkeit verfügt Northern Lloyd eigenen Angaben zufolge über eine solide Kundenbasis, die sich vor allem aus inhabergeführten Reedereien aus dem In- und Ausland sowie aus schiffsfinanzierenden Banken rekrutiert. Für letztere vermittelt das Unternehmen spezielle Versicherungslösungen zur Absicherung der Gläubigerrechte am Schiff. Den Grundstock an Kunden übernahm Northern Lloyd von der traditionsreichen Firma A. Atermann Assekuranz, aus der das Unternehmen 2008 im Rahmen eines Management-Buyout hervorging. Schröder hatte dort zuvor die Seekaskoabteilung geleitet.

Das Geschäft mit KG-Fonds-Schiffen habe für Northern Lloyd nie große Bedeutung gehabt, stellt Gläbe klar. Deshalb sei man von den Marktverwerfungen bei den Einschiffsgesellschaften im Zuge der Schifffahrtskrise seit 2008 auch weitgehend verschont geblieben. Konkrete Zahlen zum Geschäftsumfang und der betreuten Flotte wollen Schröder und er nicht verraten.

Immerhin reicht es aus, um im Büro auf dem Bremer Teerhof in Nachbarschaft zur Versicherungsbörse ein Team von 14 Leuten zu beschäftigen. Wenn sich alles so entwickelt, wie es sich Gläbe vorstellt, wird die Arbeit eher noch zunehmen. »Wir sind eher auf Wachstum ausgerichtet, nicht auf Konsolidierung.«