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Die gemeinsame Landesbank Hamburgs und Schleswig-Holsteins hielt nur 15 Jahre. Mit großen Hoffnungen gegründet und mit überbordenden Ambitionen zum zwischenzeitlich größten Schiffsfinanzierer der Welt ausgebaut, endete die HSH Nordbank in der Krise. Eine Chronik.

Juni 2003 – di[ds_preview]e HSH Nordbank wird gegründet

Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein legen ihre beiden Landesbanken zusammen. Die offiziellen Ziele heißen: Wettbewerbsfähigkeit der beiden bisher getrennt agierenden Banken erhöhen, Kosten sparen und den Gewinn steigern.

2005-2008 – die HSH Nordbank wird weltweit größter Schiffsfinanzierer

Die HSH Nordbank saugt sich voll mit billigem Geld, investiert in komplizierte Wertpapiere, vergibt unzählige Kredite für Reeder, Werften und Immobilien und ist komplementärer Financier für das boomende KG-System. Auf ihrem Höhepunkt hat die Bank im Schifffahrtssegment ein Portfolio von 40,8 Mrd. €.

November 2007 – die Immobilienblase in den USA platzt

Die beginnende US-Immobilienkrise belastet die Bank. Die Nordbank schreibt 91 Mio. € ab und muss ihre Risikovorsorge aufstocken. Die Bank versucht riskante Geschäfte, um die Bilanz zu verschönern – und verschärft die Krise. Bestes Beispiel ist der »Omega 55«-Deal.

Frühjahr 2008 – Börsengang wird abgesagt

Die Bank erklärt einen Verlust in Höhe von 200 Mio. € durch die Finanzkrise, dazu müssen Wertberichtigungen von 1,1 Mrd. € vorgenommen werden. Ein geplanter Börsengang wird abgesagt. Länder, Sparkassenverband und der US-Investor Christopher Flowers pumpen 2 Mrd. € als Kapitalerhöhung in die Bank.

Frühjahr 2009 – Länder schnüren Rettungspaket

Die Bank fährt für 2008 einen Verlust von 2,8 Mrd. € ein. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein schnüren ein Rettungspaket. Die Bank erhält als Kapitalspritze 3 Mrd. €, dazu eine Länder-Garantie für mögliche Verluste von bis zu 10 Mrd. €. Parlamentarische Untersuchungsausschüsse laden wichtige Bank-Manager, Mitglieder des Aufsichtsrats und Landespolitiker vor.

November 2010 – Absenkung der Garantie

Nachdem die Bank im August 2010 einen operativen Gewinn vermeldet, werden die Ländergarantien abgesenkt – von 10 Mrd. € auf 7 Mrd. €.

September 2011 – EU genehmigt Hilfspaket

Die EU-Kommission genehmigt nachträglich das Hilfspaket der Länder aus dem Jahr 2009, macht allerdings strenge Auflagen: Die Brüsseler Wettbewerbshüter verlangen, dass die Landesbank ihre Bilanzsumme kräftig reduziert und risikoreiche Geschäfte aufgibt.

Juli 2013 – Strafprozess gegen Bank-Manager

Vor dem Landgericht Hamburg beginnt das Strafverfahren gegen sechs ehemalige HSH-Vorstände: Hans Berger, Dirk Jens Nonnenmacher, Jochen Friedrich, Peter Rieck, Hartmut Strauß und Bernhard Visker. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Untreue in besonders schwerem Fall. Nonnenmacher und Friedrich werden darüber hinaus Bilanzfälschung vorgeworfen. Das Verfahren endet nach einem Jahr mit einem Freispruch für alle Beschuldigten.

Oktober 2014 – HSH besteht EZB-Stresstest

Die HSH Nordbank besteht den sogenannten EZB-Stresstest. Mit einer Kernkapitalquote von 6,1% liegt sie nur knapp über den geforderten 5,5%.

Oktober 2015 – EU fordert Verkauf der Bank

Nach mehr als zwei Jahren eines von der EU eingeleiteten Beihilfeverfahrens wird die Wiedererhöhung der Ländergarantien genehmigt. Brüssel stimmt einem neuerlichen Rettungspaket zu. Danach darf die Nordbank sogenannte »faule« Kredite, auch Schrottpapiere genannt, im Wert von insgesamt 8 Mrd. € verkaufen – an Marktteilnehmer und die Länder-Gesellschafter. Eine weitere Auflage: Die Bank muss bis Februar 2018 verkauft werden oder in die Abwicklung gehen.

Juli 2016 – Länder übernehmen »faule« Schiffskredite

Schleswig-Holstein und Hamburg kaufen faule Schiffskredite von der HSH Nordbank zum nominellen Wert von 5 Mrd. € und lagern sie in de eigens gegründete Zweckgesellschaft »hsh portfoliomanagement AöR« aus. Der Kaufpreis beträgt allerdings nur 2,4 Mrd. €, wenig später müssen weitere 500 Mio. € abgeschrieben werden.

Oktober 2016 – Verfahren gegen Ex-Vorstände wird neu aufgerollt

Der Bundesgerichtshof hebt das Urteil des Landgerichts Hamburg zum »Omega55«-Deal auf. Das Verfahren gegen die sechs ehemaligen HSH-Vorstände wird neu aufgerollt werden. Die Eröffnung des Verfahrens steht bis heute aus.

Januar/Februar 2017 – das Verkaufsverfahren beginnt

Das Verkaufsverfahren wird offiziell eingeleitet. In dem Bieterverfahren melden sich mehrere Interessenten, darunter Banken aus China und US-Finanzinvestoren – aber keine andere deutsche oder europäische Bank. Alle müssen in einem mehrstufigen Verfahren Gebote abgeben sowie ihr Geschäftsmodell darstellen. am Ende bleiben nur die Finanzinvestoren übrig. Final wird schließlich mit dem Konsortium aus Cerberus und J.C. Flowers verhandelt.

Februar 2018 – Verkauf

Die von der EU gewährte Frist läuft am 28. Februar ab. Die Länderparlamente, die EU und die Bankenaufsicht müssen den Verkauf genehmigen.