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Bei einem Brand an Bord eines Kreuzfahrtschiffes müssen sich die oft ortsunkundigen vielen tausend Passagiere schnell in Sicherheit bringen. Ein in den Boden integriertes Leuchtsystem mit LEDs weist den sicheren Weg. Von Thomas Wägener

Das Ahrensburger Unternehmen P.E.R. Flucht- und Rettungsleitsysteme hat zusammen mit dem Fraunhofer Institut ein solches, bodennahes Leitsystem mit LEDs entwickelt[ds_preview], das bei einem Feuer den Weg zum Ausgang vorgibt. Das sogenannte Dynamisch Adaptive Fluchtweg System (DAFS) »Guideline« wird an die vorhandenen Gefahrenmeldeanlagen angeschlossen. Sensoren spüren die Rauchentwicklung auf, weiße LEDs erzeugen daraufhin ein Stand- oder Lauflicht, das den Menschen als Orientierung gilt, um sich in Sicherheit zu bringen. »Das System errechnet automatisch den günstigsten, schnellsten und sichersten Fluchtweg«, sagt Peter Jacobsen, Geschäftsführer von P.E.R. Flucht- und Rettungsleitsysteme. »Somit wird verhindert, dass sie in den Brandherd hineinlaufen«, denn es wisse niemand, wo genau an Bord das Feuer ausgebrochen sei.

Auch im Falle eines Ausfalls oder einer Beschädigung der Technik könne durch den redundanten Aufbau ausgeschlossen werden, dass die Menschen falsch geführt werden, so das Unternehmen, das nach ISO 9001:2008 und EN 9100:2009 zertifiziert ist. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

Bisher haben die Ahrensburger ihre Entwicklung an Land in einem großen Hamburger Krankenhaus installiert. Da insbesondere auf Kreuzfahrtschiffen viele Menschen unterwegs sind, sieht das Unternehmen gerade auch für diese Branche ein großes Potenzial. »Wir haben das System auf Gebäudetechnikmessen vorgestellt«, sagt Jacobsen. Auf diesen würden sich auch zahlreiche in der Schifffahrt tätige Personen über aktuelle Trends und Entwicklungen im Brandschutz und in der Sicherheitstechnik informieren. Es sei auf großes Interesse gestoßen, man sei sich einig, dass ein dynamisches Leitsystem genau das sei, was die Kreuzschifffahrt benötige. Welche Kosten die Installation mit sich bringt, wollte Jacobsen indes nicht preisgeben.

Für die Schifffahrt erwartet Thomas Da Ronch, der seit dem 1. Juni dieses Jahres zusammen mit dem Wirtschaftsingenieur Lars Diestel der neue Inhaber von P.E.R. Flucht- und Rettungsleitsysteme ist, die sogenannte MED-Zulassung nicht vor 2019. Beide führen zusammen mit Jacobsen nun auch die Geschäfte des Systemanbieters für Sicherheitslösungen.

»Langnachleuchtende« Produkte

Auf verschiedenen Kreuzfahrtschiffen wurde bereits das sogenannte »Permalux«-System von P.E.R. installiert. Diese »langnachleuchtenden« Produkte werden ebenfalls bodennah eingebaut, sind aber im Gegensatz zu »Guideline« statisch. Sie werden aus Pigmenten hergestellt, die Tages- und Umgebungslicht aufnehmen und speichern. Diese gespeicherte Energie wird bei Dunkelheit über einen langen Zeitraum wieder abgegeben. Installiert wird es an Wänden, Fußleisten oder im Boden, denn wie bei »Guideline« sorgen die Bodenmarkierungen auch bei starker Rauchentwicklung für Orientierung, da der Rauch nach oben abzieht und die Leitsysteme am Boden erkennbar bleiben. Feuerlöscher oder Türdrücker können mit Hinterlegungen ebenfalls gekennzeichnet werden.

In diesem Jahr seien diese langleuchtenden und von Bureau Veritas zertifizierten Produkte erstmals auf einer Megayacht eingebaut worden, so Da Ronch. Langleuchtende Produkte seien strom­unabhängig, wartungsarm, hätten eine hohe Leuchtdichte und eine lebenslange Haltbarkeit, benennt P.E.R. die Vorteile.

Darüber hinaus sei man gerade dabei, die Entwicklung dynamischer Piktogramme abzuschließen, die mit »Guideline« gekoppelt werden können, sagt Diestel. Ebenfalls gekoppelt seien akustische Signale, »damit auch sehbehinderte Menschen den sicheren Fluchtweg finden«, ergänzt Jacobsen. Zusätzlich weisen kleine Stroboskope, die bodennah an Türen oder sonstigen Öffnungen angebracht werden, durch Blitzen auf einen Durchgang hin.

Integrierter Brandschutz

Im Idealfall werden an Bord eines Schiffes Maßnahmen getroffen, damit es erst gar nicht zu einem Brand kommt, bzw. das Feuer schnell gelöscht werden kann, bevor es größere Schäden anrichtet. Auch für den integrierten Brandschutz hat P.E.R. eine Lösung entwickelt, die das Unternehmen als AMFE bezeichnet (Automatic Mini Fire Estinguisher). Eine mit einer Flüssigkeit gefüllte Ampulle wird in verschiedene Geräte wie Fernseher oder Schaltschränke eingebaut. Die steigende Temperatur bei einem Feuer erhöht den Innendruck der Flüssigkeit in der Ampulle. Beim Erreichen einer definierten Temperatur zerspringt das Glas, der Federmechanismus löst aus, öffnet den Zylinder und das Löschmittel strömt aus. Gleichzeitig wird die Stromversorgung unterbrochen, »sodass ein Wiederentfachen des Feuers ausgeschlossen werden kann«, sagt Da Ronch. Die Ampulle kann mit verschiedenen Löschmitteln wie etwa CO2, N2 oder Novec befüllt werden.


Thomas Wägener