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Kürzlich veröffentlichte die OPEC ihren jährlichen langfristigen World Oil Outlook, der den globalen Ölbedarf bis 2040 prognostiziert. Ein »Störfaktor« ist das Schwefellimt der IMO ab 2020.

Ab 1. Januar 2020 gilt im Schifffahrtssektor für den Kraftstoff ein Grenzwert für Schwefel[ds_preview]gehalt von 0,5% statt 3,5 %. Diese Änderung dürfte sowohl für die Schifffahrt als auch für den Raffineriesektor störend sein, und die OPEC geht davon aus, dass sie spürbare Auswirkungen auf die Rohölförderung haben wird. In ihrem »Referenzfall« geht die OPEC davon aus, dass etwa 70% der Reeder die neuen Vorschriften einhalten werden, d.h. über Abgaswäscherverfügen oder auf schwefelarme Bunker oder andere konforme Kraftstoffe umsteigen. Trotz den Bemühungen der IMO, die Verordnung durchzusetzen, geht die OPEC jedoch davon aus, dass es insbesondere in den ersten Umsetzungsjahren zu einem erheblichen Anteil (bis zu 30%) der Nichteinhaltung kommen wird.

imo regulations 2020 oil demandAls Hauptgründe werden die relativ geringe Marktdurchdringung von Scrubbern sowie der mögliche Mangel an konformem Kraftstoff genannt. Insgesamt sei die OPEC bei den Scrubbern optimistisch, so die Analysten von Poten & Partner, die den Bericht nun im Hinblick auf dei Schifffahrt geprüft haben. Die OPEC erwarte, dass sich die Verbreitung der Anlagen nach einem langsamen Start beschleunige.

Das Jahr 2018 begann mit weniger als 500 Schiffen, die Abgaswäscher installiert oder bestellt hatten. Bis 2020 erwartet die OPEC, dass diese Zahl 2.000 Schiffe erreicht und mittelfristig auf 4.500 bis 5.000 Schiffe ansteigt. Dieses Szenario impliziert, dass der Einsatz von schwefelarmem Heizöl (LSFO) und Gasöl zwar zunächst im Jahr 2020 sprunghaft ansteigen wird, die zunehmende Verbreitung der an Bord befindlichen Scrubber jedoch die weitere Verwendung von schwefelarmem Heizöl (HSFO) im Laufe der Zeit unterstützen wird.

Raffinierien warten ab

Der OPEC-Bericht weist laut Poten & Partner zu Recht darauf hin, dass die Unsicherheit über das Brennstoffgemisch des Bunkers nach wie vor groß ist. Infolgedessen zögere die globale Raffinerieindustrie, erhebliche Investitionen zu tätigen, um konformere Kraftstoffe verfügbar zu machen. »Sie werden abwarten und sehen, wie sich die Situation entwickelt«, heißt es.

»Hoch entwickelte Raffinerien haben eine gewisse Flexibilität, um den Output von Mitteldestillaten und LSFO zu maximieren. Sie werden dies jedoch wahrscheinlich auf der Grundlage wirtschaftlicher Anreize und der De-facto-Nachfrage tun, anstatt die ungewisse zukünftige Nachfrage zu antizipieren. Die potenziellen Auswirkungen dieser Entwicklungen bis 2020 könnten sich positiv auf den Tankmarkt auswirken. Die Preise für mittlere und schwere saure Rohöle werden unter Druck geraten, während leichte süße Rohöle Aufpreise erzielen werden«, so die Analysten.

Tankermarkt profitiert

Laut OPEC bedeute dies, dass man mehr Importe von mittel- und schwersauren Rohstoffen aus Lateinamerika und dem Nahen Osten nach Nordamerika sehen könnte, wo hochkomplexe Raffinerien von diesem billigeren Rohstoff profitieren können. Gleichzeitig werden die in den USA produzierten leicht süßen Rohölsorten auf dem Exportmarkt eine Premium-Position einnehmen. Eine Kombination aus mehr Rohöl-Importen und Exporten mit Beteiligung Nordamerikas werde dem Tankschiffmarkt gut tun. Und der Übergang von Rohöl mit hohem Schwefelgehalt zu Rohöl mit niedrigem Schwefelgehalt und umgekehrt werde sich nicht auf Nordamerika beschränken.

Neben wachsenden Handelsströmen aufgrund der unterschiedlichen Rohölqualitäten erwartet die OPEC für 2020 auch einen (temporären) Anstieg der Rohölnachfrage um 0,4 Mio. Barrel pro Tag (b/d) als direkte Folge der IMO-Schwefelvorschriften. Zusätzliche Raffinerieanlagen werden benötigt, um die Nachfrage nach zusätzlichen konformen Kraftstoffen zu decken. »Wenn sich das OPEC-Szenario auswirkt, ist das eine gute Nachricht für die Tankwagenbesitzer«, heißt es bei Poten & Partner.

Es sei jedoch wichtig, vor zu viel Optimismus zu warnen. Diese 400.000 b/d Steigerung basiere auf vielen Annahmen und könne, auch wenn sie alle zusammenfielen, neutralisiert werden, wenn die Schiffseigner nur zehn zusätzliche VLCCs bestellten.