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Verflüssigtes Erdgas gewinnt als Antriebsart in der kommerziellen Schifffahrt unterschiedlich stark an Boden. Die Ausbreitung geht langsamer als erwartet, doch teils umso nachhaltiger voran.

Neueste Zahlen der im Segment von LNG-Schiffsantrieben führenden Klassifizierungsgesellschaft DNV GL geben einen Überblick über Verbreitung und Zukunft von[ds_preview] LNG als Antrieb in der kommerziellen Schifffahrt.

Die meisten dieser bereits fahrenden Schiffe sind bei DNV GL klassifiziert (115), gefolgt von Bureau Veritas (60), bei 27 ist der Klasse-Partner nicht bekannt, gefolgt von American Bureau of Shipping (ABS, 25), Lloyd’s Register (21), RINA (12), China Classification Society (CCS, 5), Russian Register (RR, 5), Korean Register (KR, 1), ClassNK (1) und Tasneef (1).

Die fortlaufend aktualisierten Daten weisen derzeit für 2018 ganze 132 Schiffe aus, die auf LNG-Basis fahren, 40 sind in Auftrag gegeben und 87 sind »LNG Ready«, das heißt sie können nach einem festgelegten Prozess kurzfristig umgerüstet werden. Der Aufwand für die Umrüstungen hängt vom Schiffstyp und den bereits erledigten Vorarbeiten ab.

Stellt man die mit LNG-Antrieb gebauten oder im Bau befindlichen Schiffe dem entsprechenden Gesamtmarkt gegenüber, so ist der LNG-Antrieb der zahlenmäßig stärkste unter den alternativen Antriebskonzepten für Schiffe.

2.138 konventionellen Einheiten stehen 273 mit LNG-Antrieb und 268 mit einem Antriebskonzept mit Batterietechnik gegenüber.

Der Markt der »sauberen« Antriebe bleibt somit bislang hinter den Erwartungen zurück. Die Zahl der als »LNG Ready« klassifizierten und damit auf eine Umrüstung vorbereiteten Schiffe umfasst noch einmal 135 Einheiten. Schiffsmotoren auf Basis von Methanol fallen mit zwölf Schiffen kaum ins Gewicht, ebenso solche, die mit LPG arbeiten.

50 & 123

LNG- und Batterieantriebe auf RoPax-Fähren

Eine deutlich größere Rolle spielt LNG im Betrieb und Orderbuch bei Fähren, Kreuzfahrtschiffen und Offshore-Einheiten. Das zeigt die aktuelle Verbreitung des Flüssiggasantriebs nach Schiffsklassen (November 2018). Bei RoPax-Fähren haben Batterieantriebe an Bord von 123 Schiffen sogar konventionelle Lösungen übertrumpft.

LNG steht hier an zweiter Stelle, genutzt von 50 Schiffen plus vier weiteren, die als »LNG Ready« eingestuft sind. Dagegen sind nur 22 mit einer konventionellen Antriebslösung in Fahrt oder geplant.

Stärker vertreten als im Gesamtdurchschnitt der Schifffahrt ist LNG auch in der Kreuzfahrt. Zu 197 klassisch angetriebenen Schiffen werden 32 mit LNG-Konzept hinzugekommen, als erstes wird die »AIDAnova« noch in diesem Monat in Dienst gestellt. Hier zeichnet sich eine Vorreiterrolle von LNG ab – Batteriebetrieb betrifft lediglich 13 Kreuzfahrer. Manche Reeder haben ausschließlich LNG-Kreuzfahrtschiffe im Neubauprogramm – insgesamt 32 solcher Schiffe füllen aktuell die Orderbücher.

Auch im kleinen Segment der Autofrachter hat LNG einen Platz: 17 klassisch angetriebene Schiffe stehen vier mit LNG gegenüber. Bei Offshore-Versorgern listet DNV GL 25 Einheiten mit LNG auf, im Vergleich zu 37 mit Batterie. Auch bei den Schleppern treten klassische Antriebe in den Hintergrund – hier sind 16 LNG-Einheiten und zwölf mit Batteriekonzept erfasst. Strenge Umweltauflagen der Häfen zeigen in diesem Segment Wirkung.

Bei den RoPax-Schiffen stehen noch Scrubber auf Platz 1 mit 48 Schiffen, doch LNG ist in 17 Fällen nachgewiesen, 13 weitere sind »LNG Ready«. Bei Gastankern bietet sich LNG naturgemäß an: 58 Schiffe mit Abgaswäschern kommen auf 17 LNG-Einheiten. Bei Containerschiffen holt LNG auf – die Statistik weist 288 Einheiten mit Scrubbern und 24 mit LNG-Antriebslösung aus, dazu kommen 46 »LNG Ready«-Einheiten. Bestellt sind weitere 20 neue LNG-Boxcarrier.

Ganz anders sieht es im Segment der Schwergutfrachter aus. Hier treibt LNG weltweit lediglich acht Schiffe an und 40 sind »LNG Ready«. Dem stehen 811 konventionelle Einheiten gegenüber.

Gegen 333 mit Abgaswäschern in Fahrt kommende Öl- und Chemietanker sind 24 mit LNG und 26 mit »LNG Ready« an Bord ebenfalls ein kleiner Marktanteil. Bei Rohöltankern machen klassisch betriebene 204 Schiffe weiter das Gros aus, nur 21 haben setzen schon auf LNG, acht erwägen den Einsatz der Technologie.

350 Schiffe bis 2020

Hoffnungsvoll stimmt, dass in manchen Schiffsklassen das Orderbuch der LNG-Einheiten den Ist-Zustand übersteigt. Für 2020 erwartet DNV GL, dass alle operierenden, im Bau befindlichen und vertraglich vereinbarten Schiffe mit LNG-Antrieb zusammen die 350-Schiffe-Marke durchbrechen. Bei den Fahrtgebieten hat Norwegen als Einzelland die Nase vorn mit sieben Schiffen, in (Rest-)Europa verkehren 29, neun sind es in Amerika, fünf in Asien, drei global und eins im Nahen Osten. Hinsichtlich des Gasantriebskonzepts verfügen 67 % der in Betrieb befindlichen Schiffe über einen Dual-Fuel-Antrieb, 15 % über einen reinen Gasantrieb, bei 12 % sind keine näheren Details bekannt, bei 5 % kommt Gas+Diesel zum Einsatz.
Sverre Gutschmidt