Großcontainerschiffe bald bei über 20.000 $/Tag?

Spotmarkt
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Trotz der gestiegenen wirtschaftlichen Unsicherheiten herrschen weiterhin recht stabile Verhältnisse in der Containerschifffahrt. Die Frachtraten sind während der Nationalfeiertage in China nur moderat gefallen

Der Shanghai Index SCFI für die Spotraten im Export ab China gab binn[ds_preview]en zwei Wochen nur um 5% nach. Die Linienreeder scheinen nach wie vor relativ optimistisch zu sein, was sich in einer überraschend hohen Charteraktivität wiederspiegelt.

Das Ratenniveau hat sich nach den starken Einbußen der vergangenen Monate jetzt stabilisiert und weist zumindest in den oberen Größenklassen eine deutlich steigende Tendenz auf. Der Howe Robinson Containership Index verzeichnete diese Woche erneut ein kleines Plus von 0,9%, vergangene Woche hatte er bereits um 1,5 angezogen. »Die Charterer sind stark daran interessiert, alle großen Schiffe zu verlängern. Dadurch sind die Reeder in der Lage, die Raten deutlich hochzupushen«, sagte ein Hamburger Schiffsmakler.

Ein Jahr für 19.300 $/Tag

Vorläufiger Höhepunkt war wohl die Verlängerung des 2003 gebauten 8.000-TEU-Frachters »Seamax Darien« zu 19.300 $/Tag für rund ein Jahr bei MSC. Mitte Januar lag das Niveau noch bei rund 16.000 $/Tag. Marktinsider gehen davon aus, dass es nur eine Frage von Tagen sein wird, bis der erste Abschluss zu über 20.000 $/Tag gemeldet wird.

Möglicherwiese ist die diese Marke bereits übertroffen worden, zumindest brodelt es in der Gerüchteküche, dass das letzte Spotschiff im Segment über 8.000 TEU – ein Northern-Type mit 8.800 TEU Stellplatzkapazität – höher als »last done« geschlossen worden sei. Für modernere Tonnage sind die Raten bereits höher gestiegen. So soll Maersk die 2011 gebaute »DAL Kalahari« (8.700 TEU, 155 t Verbrauch bei 22.5 k) für 25.000 $/Tag für ein weiteres Jahr auf der Route zwischen Nordeuropa und Südafrika gechartert haben.

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Vergleichsweise durchwachsen stellt sich die Lage in den Segmenten zwischen 5.000 und 1.000 TEU dar. Der New ConTex, der die Klassen zwischen 1.100 und 4.250 TEU abbildet, gab diese Woche marginal um einen Punkt auf 386 nach. In gewissen Spezialsegmenten zeigt der Trend aber bereits nach oben. Beispiel: Wide-Beam-Frachter mit nominellen Kapazitäten von 4.800-5.000 TEU.

Maklerangaben zufolge nahm Maersk die »Seamax Stamford« (4.896 TEU, Bj. 2015) zu 14.000 $/Tag (netto/ohne Adresskommission) ab Mitte März für 2-3 Monate im Transatklantikverkehr unter Vertrag. Bei der knappen Tonnageverfügbarkeit in dem Segment habe der Eigner gute Aussichten, das Schiff ab Mai/Juni zu einer noch höheren Rate zu verchartern, heißt es.

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Im Bereich der Feederschiffe werden vor allem Positionen in Nordeuropa mit steigenden Raten belohnt. Für den gängigen SSW-1000er habe sich das Spot-Niveau seit Anfang Januar von 7.000 auf fast 7.800 $/Tag verbessert, berichten Makler.

Am Dry-Bulk-Spotmarkt konnten die Raten diese Woche die Kurve kratzen und etwas Boden gutmachen. Der Baltic Dry Index kletterte bis gestern im Wochenverlauf um 27 auf 628 Punkte. Nach Chinesisch Neujahr verzeichneten Panamaxe und kleinere Bulker mit eigenem Geschirr wieder deutlich mehr Aktivität. Am stärksten verbesserten sich die Supramaxe mit einem Anstieg der Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Business um 26% auf knapp 6.200 $/Tag mit Spitzenzuwächsen in Mittelmeer auf 16.600 $/Tag für Ausreisen nach Fernost.

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Handysizer (38.000 tdw) und Panamaxe (82.000 tdw) verbesserten sich jeweils um 7% und 6% auf 6.200 und 6.500 $/Tag. Für die großen Capesize-Bulker war die Woche noch von weiteren Verlusten zu Wochenanfang geprägt. Ab Donnerstag ging es zwar leicht aufwärts, doch lag die Durchschnittsrate mit 7.342 $/Tag noch 7% niedriger als vor einer Woche.

In der europäischen Shortsea-Fahrt für Bulk und Breakbulk lässt die Befestigung weiter auf sich warten. Der European Short Sea Index (EUSSIX) des Branchendienstes BMTI fiel am Mittwoch auf Wochensicht um 1,5%. Von allen Fahrtgebieten wies das Schwarze Meer/Asowsche Meer mit -7,2% den höchsten Ratenrückgang auf.

Auch in Nordsee und Ostsee habe sich das Überangebot an Schiffsraum trotz kurzer Schübe im Spotgeschäft weiter verschärft. Zu den Highlights der vergangenen Woche zählten BMTI zufolge vermehrte Stückgutverschiffungen von südenglischen Häfen Richtung Nordspanien zu Raten von über 15 €/t (4.000-5.000 t).

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Relativ zufrieden können die Tanker-Reedereien sein. Nach einer Bodenbildung bei den Raten ging es diese Woche zum Teil wieder aufwärts – vor allem für VLCC, die einen Erlösanstieg im Spotgeschäft von 40% auf 26.200 $/Tag verbuchten. Die kurzfristige Nachfrage nach Rohöl hat Maklern zufolge aufgrund steigender Preise (Brent gestern bei 64,57 $/bbl) wieder zugenommen. »Jetzt brauchen die Charterer mehr Schiffe, um die Ware zu transportieren«, erklärte ein norwegischer Makler.

In den anderen Größenklassen hat sich dieser Trend aber noch nicht manifestiert. So ging es für die Suezmaxe noch einmal leicht runter auf durchschnittlich 18.800 $/Tag, das Ratenniveau der Aframaxe lag gestern nahezu unverändert bei 18,600 $/Tag.