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Etwa 95 % der Aus- und Einfuhren Indiens erfolgen auf dem Seeweg. Durch das Wirtschafts-wachstum steigt der Schiffsumschlag weiter an. Die Hafenanlagen sind jedoch überaltert und oft

schlecht gemanagt. Die unzureichende Hafen-logistik erzeugt hohe volkswirtschaftliche

Folgekosten.
Der Ausbau der großen staatlichen Häfen (Major Ports) blieb bislang hinter den blumig angekündigten Ausbauprogrammen weit zurück. Die neue Regierung[ds_preview] plant hier eine Deregulierung, um die Häfen wirtschaftlicher zu machen und fasst auch mögliche Privatisierungen ins Auge. Für das laufende Finanzjahr ist die Vergabe von 16 PPP-Vorhaben geplant. In den Jahren 2013/14 waren elf solcher Projekte mit einer Kapazität von 170Mio.t vergeben worden. Zwei neue Major Ports sind in Durgarajapatnam sowie Sagar Island geplant, berichtet Germany Trade & Invest (gtai).

Die privaten kleineren Häfen (Minor Ports) entwickeln sich gut. Ihr Anteil am Güterverkehr steigt weiter gegenüber den großen Häfen und liegt inzwischen bei über 40%. Die Infrastruktur der privat geführten Häfen ist zum Teil deutlich besser als die der Major Ports.

Der Containerverkehr zwischen Europa und Indien ist derzeit noch gering. Nach dem von der Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) aufgestellten Liner Shipping Connectivity Index, der die Einbindung eines Landes in das globale Netzwerk misst, liegt Indien nur auf Platz 32 und hat zuletzt sogar zehn Plätze eingebüßt. Neben den niedrigen Ein- und Ausfuhren von Industrieerzeugnissen trägt hierzu auch die vergleichsweise schlechte Infrastruktur der Häfen bei.

Auch die Hinterlandanbindung entspricht noch nicht internationalen Standards, stellt das HWWA in ihrer Studie »Marktchancen in Indien – Maritime Wirtschaft« fest. Im Zuge der »Maritime Agenda 2010–2020« plant die indische Regierung Investitionen in den Major Ports in Höhe von umgerechnet rund 15,6Mrd. €. Davon sollen etwa zwei Drittel privat finanziert werden. Überwiegend staatlich finanziert wird die Anbindung der Häfen an das Straßen- und Schienennetz. Bis 2019/2020 rechnet die indische Regierung mit einer Zunahme des seewärtigen Güterverkehrs um rund 140% auf 2,5Mrd.t. Davon sollen etwa die Hälfte auf die Major Ports entfallen. Insbesondere der Umschlag von Containern, Kohle und Düngemitteln wird voraussichtlich zunehmen.

Jawaharlal Nehru Port

Der J Trust, der mit über 50% des Umschlagvolumens größte Containerhafen Indiens, erwartet im laufenden Finanzjahr ein auf rund 10Mio. TEU weiter steigendes Frachtaufkommen. Daher sind verschiedene Erweiterungsprojekte geplant. Unter anderem soll ein neues, viertes Containerterminal mit einer Kapazität von 4,8Mio. TEU entstehen. Die Investitionssumme beträgt schätzungsweise 960Mio. €.

Das Projekt wird als Public Private Partnership (PPP) im Rahmen eines DBFOT-Vertrages (Design, Build, Finance, Operate, Transfer) umgesetzt. Nach zweijähriger Verzögerung hat PSA Investments aus Singapur Ende Februar 2014 den Auftrag erhalten. Die Arbeiten sollen innerhalb von sechs Jahren fertiggestellt werden. Anfang März 2014 wurde zudem mit dem Bau eines Containerumschlagplatzes mit einer Kailänge von 330m begonnen. Dieser soll die Kapazität um 0,8Mio. TEU beziehungsweise 10Mio.t erhöhen. Die Fertigstellung des Expansionsprojektes ist für Ende 2015 anvisiert. Es wird im Rahmen eines PPP auf DBFOT-Basis von der Nhava Sheva (India) Gateway Terminal Ltd., eines Special Purpose Vehicle der in Dubai ansässigen DP World, umgesetzt. Die Laufzeit für den Betrieb beträgt 17 Jahre.

Zudem plant der JNPT einen Flüssigfrachtumschlagplatz auf DBFOT-Basis. Ein Kanal soll ebenfalls ausgebaggert werden. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie wurde bereits erstellt und empfiehlt eine Vertiefung von 14m auf 16m.

Ennore/Kamarajar Port

Der privat betriebene Kamarajar Port verfolgt ambitionierte Ausbaupläne und möchte seine Kapazität bis Ende 2017 von 35Mio. auf 65Mio.t erhöhen. Die Adani Ports & Special Economic Zones hat im Februar 2014 den Auftrag für ein neues Containerterminal INR erhalten. Es soll über eine Kailänge von 730m Länge verfügen und bis zu 1,4Mio.TEU pro Jahr umschlagen können. Das Projekt wird auf PPP-Basis als DBFOT mit einer Laufzeit von 30 Jahren umgesetzt.

Ein neuer Multicargoterminal mit einer Kapazität von 2Mio.t ist geplant. Das PPP-Projekt wurde an Chettinad Builders & SICL vergeben. Für den Bau eines neuen Flüssiggas-Terminals hat der Hafen bereits die notwendige Genehmigung vom Umweltministerium erhalten. Er wird von der Indian Oil Corporation umgesetzt und soll zunächst über eine Kapazität von 5Mio.t pro Jahr verfügen, mit Erweiterungsoption auf bis zu 10Mio.t.

ITD Cementation India soll außerdem einen Kohleumschlagplatz mit einer Kapazität von 9Mio.t errichten.

Vishakapatnam Port

Der Vishakapatnam Port Trust beabsichtigt, die Kapazitäten des Hafens bis 2017 auf 125Mio.t Jahr zu erhöhen. Die laufenden Baggerarbeiten am Einfahrtskanal zum inneren Hafenbecken sowie am Wendekreis sollen fortgesetzt werden, so dass diese auch für Schiffe mit 14m Tiefgang befahrbar werden. Baggerarbeiten sind auch an drei Umschlagplätzen im inneren Hafenteil geplant. Der äußere Hafen soll ebenfalls so erweitert werden, dass er für Schiffe mit 200.000 dwt nutzbar wird. Essar Ports bekam den Zuschlag für die Modernisierungs-/Mechanisierungsarbeiten an einer Eisenerzumschlaganlage sowie für den Bau von drei neuen Eisenerzumschlagplätzen. Zudem sind diverse Ausbau- und Mechanisierungsvorhaben auf DBFOT-Basis geplant, darunter an einem Schüttgut- und einem Düngemittelumschlagplatz, einschließlich der Errichtung von Lagern, Silos und Einsackungsanlagen. Weiter sollen Umschlagplätze für Flüssigfracht/Chemikalien, Multi-Fracht (Stahl, Granit und metallurgischen Koks etc.) sowie Trockenschüttfracht entwickelt werden.

Neuer Major Port West Bengalen

Die indische Regierung plant auf Sagar Island den Neubau eines weiteren Major Port, der aller Voraussicht nach im Rahmen eines PPP privatwirtschaftlich betrieben werden soll. Die Machbarkeitsstudie ist abgeschlossen, und der Detailed Project Report wird zur Zeit erstellt.

Die Fertigstellung der ersten Phase des Hafenbaus ist bis 2017 geplant. Bis dahin sollen acht Umschlagplätze entstehen. Deren Anzahl könnte bis 2019 verdoppelt werden. Die Kapazität würde sich damit auf insgesamt rund 50Mio.t belaufen. Die geschätzten Kosten betragen rund 78,0Mrd. INR, wovon 60% in den Hafen selbst und 40% in die Anbindung an Straße und Schiene fließen sollen.

Greenfield-Projekte in Karnataka

Neben dem bereits bestehenden Minor Port soll in Tadadi ein neuer Hafen entstehen. Die Kapazität soll auf etwa 34Mio.t ausgelegt werden. Er wird vor allem dem Export von Eisenerz dienen, das im Hinterland abgebaut wird. Bezüglich des Hafenmodells herrscht allerdings noch Unklarheit. Tadadi könnte zunächst als Binnenhafen geplant und bei Bedarf zu einem Major Port ausgebaut werden. Die Regierung von Karnataka hat die Genehmigung für die Umsetzung des »Tadadi Sea Port Project« im Rahmen eines PPP-Projektes erteilt.

Auch in Honnavar ist ein neuer Hafen als PPP geplant. Weitere mögliche Projekte, deren Realisierung jedoch ungewiss ist, sind Häfen in Haldipur oder Padubidri.

Mehrzweckumschlagplatz in Mumbai

Der Mumbai Port Trust plant den Bau eines Offshore-Umschlagplatzes unter anderem für Eisen, Stahl und Automobile. Mit 550m Länge, 100m Breite und 13,5m Tiefgang wäre er für Schiffe mit bis zu 60.000 dwt geeignet. Das Vorhaben ist als PPP im Rahmen eines DBFOT-Vertrages angedacht.

Thomas Kiefer