Print Friendly, PDF & Email

So wenige Fälle von Piraterie gab es 2017 wie seit Mitte der 1990er nicht mehr – die Hotspots bleiben gefährlich, auch in einer ehemaligen Top-Risikoregion ist es alles andere als ruhig.

Insgesamt 180 Fälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf  Schiffe sind 2017 gemel[ds_preview]det worden. Seit 1995 sei diese Zahl nicht mehr so niedrig gewesen, meldet das International Maritime Bureau (IMB) der International Chamber of Commerce (ICC). Damals waren 188 Zwischenfälle gemeldet worden.

2017 IMB Report 3
Quelle: IMB

2017 wurden 136 Schiffe geentert, in 22 Fällen blieb es bei versuchten Angriffen, 16 Schiffe wurden beschossen, sechs wurden entführt. In 15 separaten Fällen wurden 91 Seeleute als Geiseln genommen, 75 wurden in insgesamt 13 weiteren Fällen von ihren Schiffen entführt. Bei den Angriffen 2017 gab es drei Tote Seeleute zu beklagen, sechs wurden verletzt.

2016 hatte das IMB 191 Fälle von Piraterie verzeichnet, damals waren 150 Schiffe geentert und 151 Seeleute als Geiseln genommen worden.

Golf von Guinea bleibt gefährlich

Im vergangenen Jahr gab es im Golf von Guinea 36 gemeldete Zwischenfälle ohne gekaperte Schiffe, in zehn Fällen wurden insgesamt 65 Crew-Mitglieder in nigerianischen Gewässern oder darum herum entführt. Global meldeten 16 Schiffe, dass sie beschossen worden seien, sieben machten die Meldung in der Region vor Westafrika.

2017 IMB Report 6

»Auch wenn die Zahl der Angriffe in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, bleiben der Golf von Guinea und die Gewässer um Nigeria eine Bedrohung für Seefahrer. Die nigerianischen Behörden haben bei einigen Zwischenfällen interveniert und eine Eskalation verhindert«, erklärt IMB-Direktor Pottengal Mukundan.

Somalische Piraten vor Gericht

Vor Somalia wurden 2017 zehn Zwischenfälle verzeichnet – zwei mehr als noch 2016. Im November wurde ein Containerschiff etwa 280 sm östlich von Mogadischu von bewaffneten Piraten angegriffen. Diesen gelang es wegen der Ausweichmanöver des Frachters nicht, an Bord zu kommen. Sie feuerten zwei RPGs auf das Schiff ab, verfehlten aber und zogen sich zurück.

2017 IMB Report 5
Quelle: IMB

Sechs somalische Piraten wurden in der Folge von der EUNAVFOR gefasst, auf die Seychellen geschafft und wegen Piraterie angeklagt. Im Falle einer Verurteilung sehen sie bis zu 30 Jahren Gefängnis entgegen.

»Der dramatische Vorfall, zusammen mit unseren Zahlen für 2017, zeigt, dass somalische Piraten ihre Fähigkeit und den Willen behalten haben, Handelsschiffe auch hunderte Meilen von der Küste entfernt anzugreifen«, so Mukundan.

Gemischtes Bild in Südostasien

Indonesien verzeichnete 2017 43 Zwischenfälle, 2016 waren es 49 gewesen. Laut dem IMB sind die Patrouillen der Indonesian Marine Police Effekte in den zehn sicheren Akerplätzen des Landes zeigen.

In der Region Philippinen hat sich die Zahl der Angriffe allerdings mehr als verdoppelt. Waren es 2016 noch zehn, so stieg die Zahl 2017 auf 22. Die meisten der Attacken waren laut dem IMB-Bericht als »low level attacks« auf vor Anker liegende Schiffe einzustufen, vornehmlich in den Häfen Manila und Batangas. Schiffe, die vor den Südphilippinen unterwegs waren, wurden im ersten Quartal 2017 von Piraten geentert und Seeleute entführt. Allerdings hätten die Warnungen, die das IMB auf Wunsch der philippinischen Behörden veröffentliche, seitdem weitere erfolgreiche Angriffe verhindert.

2017 IMB infograph 4
Quelle: IMB