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Die somalischen Piraten, die das Containerschiff »Ever Dynamic« attackiert hatten, werden auf den Seychellen angeklagt. Ihnen drohen trotz des gescheiterten Entführungsversuchs lange Haftstrafen.

Soldaten der EU-NavFor-Mission »Atalanta« hatten die sechs somalischen Männer im Nov[ds_preview]ember nach einer Verfolgungsjagd im Indischen Ozean festgenommen. Sie wurden mittlerweile an die Behörden des Inselstaats überstellt, der sich seit einigen Jahren an der Strafverfolgung somalischer Piraten beteiligt, um die zum Teil nicht funktionsfähigen somalischen Behörden zu entlasten.

Auf den Seychellen wurden sie nun wegen Piraterie und versuchter Piraterie angeklagt. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, drohen ihnen Haftstrafen von bis zu 30 Jahren, teilte die EU jetzt mit. Ob es zu derart harten Strafen kommen wird, muss sich allerdings erst zeigen. Der Fall folge auf andere erfolgreiche Prozesse, wie der im Fall der Yacht »Tribal Kat«, heißt es seitens »Atalanta«. Ein französisches Gericht hatte sechs Somalis zu Strafen zwischen 6 und 15 Jahren verurteilt, weil sie die Yacht 2011 gekapert hatten. Der Skipper kam dabei ums Leben.

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Ein Angriff auf die »Ever Dynamic« löste eine Verfolgungsjagd aus (Foto: Atalanta/ Becker)

Die sechs jetzt überstellten Männer waren mit einem kleinen Mutterschiff und einem Skiff unterwegs. Sie hatten nicht nur das 1998 gebaute 4.211-TEU-Schiff, sondern zusätzlich das Fischereischiff »Galerna III« im südlichen somalischen Becken mit Panzerfäusten angegriffen. Ein privates Sicherheitsteam an Bord habe eine Kaperung und eine Entführung jedoch verhindert.

Nachdem die Seeleute die EU-Mission informiert hatte, verfolgte die italienische Fregatte »Virginio Fasan« die Piraten. Auch das spanische Militärflugzeug »Cisne« beteiligte sich an der Suche und spürte die Somalis schließlich in Zusammenarbeit mit einem Bordhubschrauber auf.

Die »Galerna III« ist ein Fischereischiff, dass unter der Flagge der Seychellen im Indischen Ozean betrieben wird. Schiffe dieser Art werden immer mal wieder von somalischen Piraten angegriffen. Die Ostafrikaner werfen den internationalen Fischfangflotten seit jeher vor, illegal in den Gewässern Somalias zu operieren und den einheimischen Fischern damit die Existenzgrundlage zu entziehen.

Seeleute in Sicherheit

Dies gilt als einer der ursprünglichen Gründe für die Seeräuberei am Horn von Afrika, auch wenn die späteren Überfälle auf Handelsschiffe nur dürftig erklärt werden können. Ob die »Galerna III« in somalischen Gewässern illegal unterwegs war, ist nach derzeitigem Stand nicht bekannt. Die EU bestätigte lediglich, dass die Crew in Sicherheit sei.

Die unter der Flagge Panamas für die taiwanesische Reederei Evergreen fahrende »Ever Dynamic« steuerte nach der Attacke Mombasa an. Der Hafen in Tanzania war auch das ursprüngliche Ziel des Frachters, der aus Colombo in Sri Lanka kam.

Somalias Gewässer weiter Hochrisiko-Region

Trotz der großen Erfolge und des starken Rückgangs von Schiffsentführungen gelten das Horn von Afrika und die Gewässer vor Somalia nach wie vor als Hochrisikogebiet. Auch der verheerende Bürgerkrieg im Jemen erhöht die Gefahr für die Handelsschifffahrt in der Region – nicht zuletzt weil die Grenzen zwischen Piraterie, Schmuggel und Terrorismus zunehmend verschwimmen. Zu Jahresbeginn hatte es wieder etwas vermehrt Angriffe auf Fischerei- und Handelsschiffe gegeben, zum Teil mit Erfolg.

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Die gekaperte »Aris 13« Foto: EU NavFor

Auch wenn die Umstände speziell im Fall »Salama 1« bis heute nicht ganz klar sind, sorgten die Kaperungen der »Aris 13« und »Al Kaushar« für große Sorgenfalten in der Schifffahrt und bei den Militär-Verantwortlichen. Die »Atalanta«-Mission läuft nach derzeitigem Stand Ende 2018 aus. In der Vergangenheit hatte sich die EU allerdings stets gescheut, das Engagement am Horn von Afrika zu beenden und die Mission wiederholt verlängert.